Besichtigung von Festungsanlagen
Geschichtsverein taucht in vergessene Welten ein
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Exkursion führte rund 25 Teilnehmer zu Kölns preußischen Militärbauten.
Von Nadja Lehmann
Burscheid. Die Neugier auf die eigene Heimat wecken: Das ist eines der Ziele, denen sich der Bergische Geschichtsverein verschrieben hat. Aber das nicht im Klein-Klein und nicht stur allein auf Burscheid beschränkt. Das würde zum Vorsitzenden Axel Riemscheid, der als Pilot durch die Welt geflogen ist, auch gar nicht passen. Er hat einmal mehr Kurs aufs geliebte Köln genommen, in dem er mal gelebt hat, und sich gemeinsam auf Exkursion mit rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den dortigen preußischen Festungsanlagen gewidmet.
Nicht einmal die Kölner selbst kennen diese Überreste
Kölner Dom, Deutzer Brücke, Museum Ludwig: Das sind alles Adressen, die man kennt. Aber Festungsanlagen? Fort X? Fort Deckstein? Axel Riemscheid muss lachen und nickt. „Noch nicht einmal die Kölner selbst wissen davon“, sagt er. Schließlich seien die Festungsanlagen entweder halb im Untergrund versunken und gleich in Gänze geschleift worden. Geheimnisvolle Plätze sind es, oftmals völlig versteckt, von der Vegetation umwachsen, nicht zugänglich. „Ich habe ganz in der Nähe von Fort X gewohnt“, sagt Riemscheid. Und zur Verdeutlichung: Das „X“ steht hier für das lateinische Zehn und nicht für den Buchstaben.
Befestigt war Köln schon immer, zunächst durch die Römer, dann im Mittelalter, dann durch die Preußen nach Napoleons Vertreibung. „Eine Fehlinvestition“, sagt Axel Riemscheid mit einem Augenzwinkern. „Denn dort ist nie ernsthaft – glücklicherweise – ein Schuss gefallen.“ .
Wie an einer Perlenschnur fädelten sich die Militäranlagen einst am äußeren Festungsgürtel auf – der heutigen Militärringstraße. Dort sah der Bergische Geschichtsverein in Köln-Marienburg im Festungswerk VIIIb vorbei, das heute als Museum von einem ehrenamtlichen Team geführt wird. Übrig geblieben sind nur Nebenbauten, denn nach dem Ersten Weltkrieg musste laut Versailler Vertrag alles militärisch Nutzbare dem Erdboden gleichgemacht werden. Weiter ging es vom Süden Köln im Uhrzeigersinn gen Westen zum Fort Deckstein: Dort ist noch ein Plateau erhalten, das als Park genutzt wird. Ähnlich ist es im Fort X in Nippes, in dem die Schießanlage zum Rosengarten wurde.
„Das Fort X ist noch recht gut erhalten, weil es schon früh nicht mehr militärisch nutzbar war“, erklärt Axel Riemscheid. So sei es eine Mischung aus originaler Bausubstanz, aus einer Modernisierung von 1860 sowie der Einbindung in die Stadt von 1880.
Den äußeren Festungsgürtel legten die Preußen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 an: Der innere Gürtel, die heutige Innere Kanalstraße, galt da schon als überholt: zu dicht an der Stadt dran, nicht auf dem neuesten Stand der Militärtechnik. Was schon bald für alle Anlagen galt, als die Sprengmunition aufkam. 182 Festungen zählte Köln einst, sagt Axel Riemscheid: „Es war die am modernsten befestigte Stadt in Europa.“ Und das vermittelte er allen Mitreisenden nach der Rückkehr dann noch vertiefend in Wort und Bild.