Gemeinde in Not: „Wir haben weniger als kein Geld“
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Hilgen-Neuenhaus steht unter Haushaltssicherung
Von Theresa Demski
Die Evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus befindet sich als erste im Kirchenkreis Lennep in der Haushaltssicherung: Der Kirchenkreis hat den Haushalt der Gemeinde nicht genehmigt – fürs Erste muss die Gemeinde nun für jede einzelne Ausgabe, die über die laufenden Kosten hinausgeht, eine Genehmigung einholen. „Wir haben weniger als kein Geld“, fasste Presbyteriumsvorsitzende Dorothea Hoffrogge unlängst während der Gemeindeversammlung zusammen, „die Finanznot quält uns schon längere Zeit, jetzt tut sie richtig weh.“
„Ich bin sicher, dass wir das schaffen.“
Pfarrer Traugott Schuller glaubt fest an seine Gemeinde
Mit einem Defizit von rund 16 000 Euro hatte die Gemeinde für 2022 geplant – auch bedingt durch rund 23 000 Euro weniger Kirchensteuer während der Pandemie. Der Kirchenkreis zog die Notbremse und fordert nun ein Haushaltssicherungskonzept von der Gemeinde: Das Presbyterium muss Ideen entwickeln, um zu sparen.
Dabei rücken vor allem drei Faktoren in den Blick der Gemeinde: die Pfarrstelle, Verwaltungskosten und Spenden. Bisher hat Pfarrer Traugott Schuller (59) eine 75-Prozent-Stelle in der Gemeinde. Nach gründlicher Überlegung habe er nun eine Reduzierung der Stelle auf 50 Prozent angeboten – die übrigen 25 Prozent sollen durch eine Seelsorge-Stelle im Kirchenkreis abgedeckt werden. „Diese Stelle allerdings muss erst noch gefunden werden“, erklärte Hoffrogge. Superintendentin Antje Menn unterstütze die Stellensuche. „Damit wären wir erstmal raus aus dem Defizit“, befand Finanzkirchmeisterin Susann Berchner.
Das Modell greife allerdings erst dann, wenn sich die 25-Prozent-Stelle für Pfarrer Schuller gefunden habe. Mit vier Stunden in der Woche unterstützt er aktuell die Stiftung Tannenhof – dafür erhält die Kirchengemeinde eine Ausgleichszahlung. Die Reduzierung der Pfarrstelle sei sowohl für Familie Schuller eine einschneidende Entscheidung als auch für die Gemeinde, erinnerte Dorothea Hoffrogge. Das Ehrenamt werde nun noch wichtiger. „Allerdings haben wir eine sehr selbstständige Gemeinde“, befand Traugott Schuller, „ich bin sicher, dass wir das schaffen.“
Schwieriger dürfte die Reduzierung der Verwaltungskosten sein: 24 Prozent des Kirchensteueraufkommens leitet die Gemeinde an den Kirchenkreis weiter, der dafür die Verwaltung erledigt. Im Rahmen eines Modellversuchs könnte die Buchhaltung künftig extern vergeben werden. Außerdem will die Gemeinde mehr von dem außergewöhnlich hohen Spendenaufkommen in Neuenhaus profitieren: Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 73 042 Euro ein – häufig für besondere Spendenzwecke, mit denen Projekte wie der Umbau der Waffelpause, die Umgestaltung des Außengeländes am Gemeindezentrum und die Unterstützung der Diakonie im Kosovo gestemmt werden. Immer wieder stocken Gemeindeglieder auch das Geld der Stephanus-Stiftung auf – das Geld kann dann nicht direkt dem Gemeindebetrieb zugutekommen. „Im Moment helfen uns Spenden mehr als Zustiftungen“, erklärte Berchner – und bedankte sich für die Großzügigkeit in der Gemeinde.