Kirchengemeinde
So hat sich die finanzielle Lage der Gemeinde Hilgen-Neuhaus entwickelt
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In Hilgen-Neuenhaus blickt man auf schwierige Jahre zurück. Es gibt aber auch viele Lichtblicke.
Von Sabine Naber
Burscheid. Die Gemeindemitglieder waren so zahlreich erschienen, dass noch weitere Tische und Stühle aufgestellt werden mussten. Erst dann konnte Dorothea Hoffrogge, die Vorsitzende des Presbyteriums, auf ein schwieriges Jahr der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus zurückblicken. „Die Haushaltssicherung, eine Situation, die nicht von der Gemeinde hervorgerufen wurde, brachte viele Sitzungen mit sich. Und es ging tatsächlich so weit, dass wir uns bei unseren 150 Ehrenamtlichen noch nicht einmal mit selbst gebackenen Küchlein, deren Herstellung etwa 150 Euro gekostet hätten, bedanken durften“, schilderte sie die Situation, in der keine Ausgaben ohne Genehmigung möglich waren.
Hoffrogge betonte, dass kleine Kirchengemeinden einen schweren Stand haben. Die Corona-Zeit sei schwierig gewesen. Viele Gruppen und Kreise konnten nur langsam wieder beginnen, Kontakte und Gewohnheiten seien abgebrochen.
Mit Blick auf die weltpolitische Lage hieß es, dass der Ukraine-Krieg viele Sicherheiten in Frage stellt. „An vielen Stellen ist und war auch unsere Gemeinde betroffen. Gut ist, dass wir im Notfallkonzept der Stadt Wermelskirchen eingebunden sind, es hier in Neuenhaus Wärmeräume und Leuchttürme gibt.“
Man sei sehr dankbar dafür, dass die postalische Adresse immer noch Wermelskirchen ist. Volker Groß, der sich beruflich mit dem Thema Kirchenheizungen beschäftigt, betonte, dass es aufgrund der enorm gestiegenen Energiepreise nicht wärmer als 16 bis 18 Grad in der Kirche sein sollte. Es seien inzwischen Decken angeschafft worden, mit denen sich frierende Gottesdienstbesucher wärmen können. „Die Raumfeuchtigkeit darf nicht mehr als 45 Prozent betragen, sonst schadet das unserer Orgel.“
Die Presbyteriumsvorsitzende erinnerte an den Syrer und die Mutter mit ihrer Tochter aus Guinea, denen die Gemeinde Kirchenasyl gegeben hatte. An die Jesiden, die angefragt hatten, ob sie im Gemeindehaus feiern dürfen, und an die islamische Verlobung, die am Samstag hier stattgefunden hatte. „Wir sind bunt geworden. Und ich bin dankbar, dass all das möglich ist. Vor 15 Jahren wäre das – auch im Presbyterium – noch nicht so gewesen.“
Der Kirchenchor, der 1947 in schweren Zeiten gegründet wurde, konnte sein 75-jähriges Bestehen feiern. Die Seniorinnen und Senioren hätten wieder auf Fahrten gehen dürfen – und auch das Ferienprogramm für die Kinder hätte 2022 wieder loslegen dürfen.
„Endlich konnte auch die Waffelpause wieder in alter Tradition am zweiten Sonntag nach Ostern mit einem Gottesdienst im Grünen eröffnet werden“, berichtete Christine Eggermann. Mit Bierzeltgarnitur auf dem Schotterplatz vor zehn Jahren begonnen, gibt es sie jetzt in einer Holzhütte mit barrierefreier Zuwegung und festen Picknickbänken. „Unser Anliegen und das große Engagement, an diesem Ort vielen Menschen ein kleines Stück Heimat zu bieten, hat den ersten Platz des Heimatpreises 2022 in Wermelskirchen eingebracht“, freute sich Christine Eggermann und bedankte sich bei allen, die sich hier engagieren.
Aus der Partnergemeinde Groß Kölzig konnte nach der Pandemie zum ersten Mal wieder Besuch empfangen werden und Burscheid habe seinen Neujahrsempfang im Gemeindehaus gefeiert. „Das hat bei einigen Wermelskirchnern zu Verärgerungen geführt. Aber Hilgen sei nun einmal Burscheid, Neuenhaus Wermelskirchen“, machte Dorothea Hoffrogge deutlich. „Wenn ihr euch nach Wermelskirchen traut, dann machen wir es“, habe sie den Verantwortlichen gesagt.
Finanzkirchmeisterin Susann Berchner erinnerte daran, dass sich die Gemeinde bis in den Spätsommer hinein im Haushaltsicherungsverfahren befunden hatte. „Aus diesem Grund hat der Stiftungsrat der Stephanus-Stiftung die Unterstützung des Gemeindehaushaltes über mindestens 7000 Euro für das vergangene Jahr zugesagt. Durch Spenden und Zustiftungen kamen gut 12 000 Euro zusammen.“ Man sei überwältigt von der Unterstützung, sie tue der Gemeinde gut.
Pfarrer Traugott Schuller, der vor 26 Jahren mit einer halben Stelle begonnen und später auf eine Vollzeitstelle aufgestockt hätte, sei jetzt wieder nur noch zu 50 Prozent für die Gemeinde zuständig, habe eine Viertelstelle in Radevormwald übernommen. „Er fehlt uns sehr. Finanziell ist das aber eine große Erleichterung. Die Lage hat sich etwas entspannt, aber der Gürtel muss in unserer Gemeinde weiterhin enger geschnallt werden“, versicherte Susann Berchner.
Inklusiver Spielplatz
Wermelskirchens erster inklusiver Spielplatz wird in etwa drei Wochen auf dem Gelände der Kirchengemeinde eröffnet. „Darauf sind wir sehr stolz“, versichert Klaus-Dieter Rath und nennt als Ziel die Öffnung innerhalb der Gemeinde. Es gibt Trampolinböden, auf die Rolli-Fahrer dürfen und eine Doppelschaukel, auf der sich zwei gegenübersitzen. Die Stadt hatte die Tiefbauarbeiten übernommen, wird zukünftig für die Verkehrssicherheit zuständig sein und für den Spielplatz auf ihrer Homepage werben.
„An vielen Stellen
ist und war auch unsere Gemeinde betroffen.“
Dorothea Hoffrogge, Presbyterin