Neujahrsempfang
Evangelische Gemeinde fungiert als Brückenbauer
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Burscheider (und Wermelskirchener) feierten den Neujahrsempfang an der Schnittstelle Hilgen-Neuenhaus.
Burscheid. „Wie schön, dass Sie den Grenzsprung gewagt haben“, begrüßte Dorothea Hoffrogge mit einem Augenzwinkern Burscheids Bürgermeister Dirk Runge auf Wermelskirchener Gebiet, nämlich im Stephanus-Gemeindezentrum in Neuenhaus. Die Presbyteriumsvorsitzende schloss in diesen Gruß gewissermaßen alle Burscheiderinnen und Burscheider ein, die zum Neujahrsempfang gekommen waren und machte ihnen Mut: „Gleich hinter unserem Zaun liegt Burscheid.“ Ihre Offenheit nach hüben und drüben trägt die Gemeinde im Namen: Am Kirchweg ist die Evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus daheim. Und sie fand sich am Mittwochabend in ganz besonderer Rolle als Brückenbauer wieder, indem sie den Neujahrsempfang der Stadt Burscheid ausrichtete.
Burscheid feiert in Wermelskirchen? Ein Umstand, der Anlass zu vielen Nachfragen geboten habe, berichtete Hoffrogge. Dass nicht die Stadt einlädt, ist so ungewöhnlich schon nicht mehr: Im Zuge ihres selbstverordneten Sparkorsetts hatte die einst finanziell so klamme Stadt beschlossen, keinen Neujahrsempfang mehr auszurichten. Stattdessen sprang die Evangelische Kirchengemeinde Burscheid in die Bresche, fand nach einiger Zeit aber, dass nun andere an der Reihe wären. „Das war dann der Kulturverein, der ins Badehaus einlud“, sagte Hoffrogge. „Dann kam Corona.“
Hoffrogge empfindet Zusammenhalt als geboten
Eigentlich habe sich die Gemeinde Hilgen-Neuenhaus immer vorgestellt, nach Corona ein „Riesenfest“ zu feiern. Und jetzt? „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und jetzt ist der Ukraine-Krieg dazugekommen“, sagte Hoffrogge, die den Gemeinschaftsabend unter dem Dach des Stephanus-Gemeindezentrums dadurch noch zwingender empfand: „Zeiten wie diese fordern Zusammenhalt. Und die Kirche ist nach wie vor wichtig, ist gefordert gerade jetzt, wenn Menschen sich die Sinnfrage stellen.“
Dass die Gemeinde den Worten auch Taten folgen lässt, machte die Presbyteriumsvorsitzende an einem Beispiel fest – als die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in Neuenhaus eintrafen, nicht wie angekündigt abends, sondern bereits um 12 Uhr mittags. „Da sind Wermelskirchener und Burscheider gekommen, haben etwas zu essen gebracht und geholfen“, beschrieb Hoffrogge und blickte zur Burscheider Kollegin Frickenschmidt hinüber: „Annerose hat die Suppe gerührt.“ Hoffrogges Appell: Man dürfe nicht verzweifeln, sondern müsse sein Potenzial nutzen. „Wir müssen zusammenstehen und das machen, von dem wir glauben, dass es wichtig ist“ - wie aktuell einer Familie Kirchenasyl zu gewähren.
Und dann machte Dorothea Hoffrogge nochmals klar, dass es für den Brückenbauer Hilgen-Neuenhaus keine Grenzen gibt: „Wir sind postalisch zwar Wermelskirchen, aber wir haben ganz viel Beziehungen nach Burscheid und Hilgen. Wir kooperieren mit dem Familienzentrum Kleine Strolche, sind Mitglied im Initiativkreis Hilgen lebt, sitzen seit 2009 in der Zukunftsinitiative, sind Mitglied im Kulturverein.“ Und als sich die katholischen Gemeinden Burscheid und Wermelskirchen, inzwischen ein Seelsorgebereich, erstmals zusammensetzten, da taten sie das in – Hilgen-Neunenhaus.
Und so sah man viele Burscheider, aber auch Wermelskirchener Gesichter. Der 1. Beigeordnete der Nachbarstadt, Stefan Görnert, gehörte gleich zu den ersten Gästen, ebenso wie Landrat Stephan Santelmann. Burscheids Bildhauer Heinz Peter Knoop war mit seiner Frau gekommen und freute sich über seine baldige Ausstellung in Solingen. Vera Leweke, Geschäftsführerin des Kulturvereins, legte gemeinsam mit Kulturmanagerin Jasmin Dorner (zuständig für Wermelskirchen und Burscheid) flugs das neue Kulturkaleidoskop aus, während Fraktionsvorsitzende wie Dr. Hartmut Schepanski (CDU), Joachim Wirths (FDP) und Michael Baggeler (BfB) ebenso die Köpfe zusammensteckten wie an einem Tisch Silke Riemscheid vom Treffpunkt Ehrenamt und Waltraud Küpper vom Initiativkreis „Hilgen lebt“. „Ich hab viel vor“, verriet Heidi Neumann, Ratsmitglied der Grünen, aber ebenso aktiv beim Kinderschutzbund wie der ebenfalls anwesende Dr. Johannes Schrage. Gespannt aufs neue Haus der Kunst zeigte sich Martin Mudlaff, Vorsitzender des Orchestervereins Hilgen, und nebenan sprachen Bürgermeister Dirk Runge und Autorin Marie-Luise Mettlach miteinander – letztere inzwischen körperlich zart, geistig aber hellwach wie eh und je. „Networking“ heißt es neudeutsch so schön – der Mittwochabend bot dazu jede Gelegenheit. Wie hatte es Dorothea Hoffrogge bei der Begrüßung gesagt? „Wir freuen uns total, dass Sie alle da sind!“