Letzte Ruhe
Einsame Bestattungen sind in Burscheid selten
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Sind Angehörige nicht aufzufinden, sorgt das Ordnungsamt für die Beerdigung.
Burscheid. In Großstädten hört man es immer mehr: Viele Menschen sterben einsam. In Remscheid beziffert man ihre Zahl auf rund 100 pro Jahr. Aber auch eine kleine Stadt wie Burscheid kennt derlei Sterbefälle. Dann springt das Ordnungsamt ein. „In einigen Fällen gelingt es der Stadtverwaltung, die Angehörigen rechtzeitig ausfindig zu machen. Dennoch kommt es auch in Burscheid jährlich vereinzelt zu Fällen, bei denen eine ordnungsbehördliche Bestattung angeordnet werden muss“, sagt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss auf Anfrage des Bergischen Volksboten.
Einst regelte alles die Tradition und die Großfamilie. Der oder die Tote starb zuhause, wurde dort aufgebahrt, Angehörige hielten die Totenwache und verabschiedeten sich, die Beerdigung erfolgte im Familiengrab. Diese Gewissheiten von früher gibt es nicht mehr. Ein Todesfall ist und bleibt aber zunächst eine Angelegenheit der Angehörigen.
„Zur Bestattung eines Verstorbenen sind die Angehörigen im Sinne des Bestattungsgesetzes verpflichtet. Dies sind in nachstehender Reihenfolge Ehegatten, Lebenspartner, volljährige Kinder, Eltern, volljährige Geschwister, Großeltern und volljährige Enkelkinder. Sollte von den vorgenannten Personen niemand bereit oder . in der Lage sein, die Bestattung durchzuführen, wird die Bestattung vom Ordnungsamt angeordnet“, erklärt Bergfelder-Weiss.
Sollte es Angehörige geben, bemüht sich das Ordnungsamt, sie ausfindig zu machen. Denn das Amt sei verpflichtet, den Angehörigen, die für Bestattung und Kostenübernahme sorgen müssten, die verauslagten Kosten der Bestattung in Rechnung zu stellen, sagt Renate Bergfelder-Weiss: „Sofern diese nicht durch eventuelle Nachlassmittel gedeckt sind oder keine Kostenübernahme vom zuständigen Sozialamt erteilt wird.“
Bei großer finanzieller Not springt das Sozialamt ein
Denn diese Möglichkeit gibt es in finanzieller Not auch: Für Angehörige, die nicht in der Lage sind, die Kosten der Beisetzung zu tragen, besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, die Kosten durch das Sozialamt übernehmen zu lassen. „Der Antrag ist dort durch die Angehörigen zu stellen“, sagt Bergfelder-Weiss. Das dürfen jedoch nur diejenigen, die zur Bestattung rechtlich verpflichtet sind. Wer sich möglicherweise nur moralisch verpflichtet fühlt – Lebensgefährte, Freunde, Nachbarn – hat keinen Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung durch das Sozialamt: So unterstreicht es der Rheinisch-Bergische Kreis in einer Infobroschüre. Und: „Der Nachlass des Verstorbenen ist immer zuerst und zwar in voller Höhe für die Bestattungskosten zu verwenden, er darf nicht für eigene Bedarfe ausgegeben werden“, steht auf der Homepage des Kreises.
Die zunehmende Vereinsamung wird auch optisch sichtbar. Große bepflanzte Gräber, die nach viel Pflege verlangen, sind nach und nach zur Ausnahme geworden. Auch in Burscheid ist das so. „In Burscheid werden ,Urnenbeisetzungen pflegefrei' bevorzugt“, bestätigt Renate Bergfelder-Weiss. Gleichwohl sind an der Altenberger Straße alle Bestattungsformen möglich: Die Bandbreite reicht von Wahlgrabstätten, Wahlgrabkammern, Urnenwahlgrab, Urnenrasenwahlgrab, Kolumbarien, (Kinder-)Reihengrab, Rasenreihengrab, Baumurnengrab, Urnenrasenreihengrab bis zum anonymen Urnenfeld.
Nicht neu sind damit einhergehende Probleme, wenn Angehörige eine pflegefreie Bestattungsform wählen, dann jedoch beispielsweise auf Rasengräbern Blumen oder Schalen hinstellen. „Trotz aufgestellter Hinweisschilder werden weiterhin Blumen und anderes auf den Rasengräbern abgelegt“, bestätigt Bergfelder-Weiss. Diese müssten dann vor den Pflegearbeiten durch das Friedhofspersonal abgeräumt werden. Dann nämlich, wenn der Rasenmäher übers Gelände surrt - und eigentlich rasch unterwegs sein sollte.
Angesichts der Vielzahl an Bestattungsformen – man denke an Friedwälder oder an die letzte Ruhe auf See – schrumpft auch der Burscheider Friedhof an der Altenberger Straße, ist manche Gräberreihe gelichtet. Die Erweiterung über das Tal hinweg wird eigentlich nicht mehr gebraucht. „Der Friedhof im Löhfeld ist noch bis 2041 belegt, da erst dann die Nutzungszeit des letzten Grabes endet“, erklärt dazu Renate Bergfelder-Weiss.
Hintergrund
Auf dem „ordnungsbehördlichen Grabfeld“ des Waldfriedhofs Reinshagen hat die Stadt Remscheid eine Stele aufgestellt, die Steinmetz und Künstler Thomas Hundhausen aus Eifeler Lava gefertigt hat. Sie soll an diejenigen erinnern, die einsam und anonym bestattet wurden und werden. Diese Beerdigungen begleitet in Remscheid das Ambulante Hospiz, das sich auch um die neue Grabstele kümmern wird.