Abschied
Der Nostalgie-Shop schließt am 31. Mai
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Rückläufige Nachfrage führte zu Umsatzschwund.
Von Ursula Hellmann
Burscheid. Nach der langen Bauphase in Burscheids Hauptstraße kam endlich auch buntes Leben in die Kirchenkurve. „Murmel kreativ“ mit exklusiven Stoffen sowie der „kein Plan B Onlineshop“, der unter anderem nachhaltige Produkte aus den Bereichen Naturkosmetik, Zero-Waste-Alternativen und Fair Fashion anbietet, und als Erster in der Reihe Osman Toprak mit einem unerschöpflichen Sortiment an Secondhand-Schätzen von A wie Armbanduhren bis Z wie Zuckerdosen.
Es braucht viel Zeit, um die Einzelstücke gebührend anzusehen. Jedes Teil wurde dem Ladeninhaber von Privatleuten überlassen. Osman Toprak lebt seit 1979 in Burscheid. Geboren in der Türkei, folgte er seinem Vater und seinem Onkel ins ferne Deutschland und stand einige Jahre neben diesen Verwandten an einer Maschine des seinerzeit noch als Goetze-Werk firmierten Burscheider Vorzeige-Unternehmens. Osmans Berufswunsch ging aber in eine andere Richtung. Er liebte Antiquitäten jeder Art und Größen und nahm die Gelegenheit wahr, am Ende der Höhestraße ein Secondhand-Ladengeschäft zu gründen.
Der Raum füllte sich bald mit Puppen, Modellautos, nostalgischem Geschirr und 1000 weiteren Dingen, deren Wert Toprak höher einschätzte als ihre vorigen Besitzer. Seine Kunden fanden bei ihm Nippessachen oder voluminöse Stofftiere, Tiffany-Lampen, die einst teuer erstanden wurden, und unzählige weitere außergewöhnliche Mitbringsel. Leider stand er an vielen Stunden der Woche als einzig Anwesender in seinem Laden. Daher wurde ein Umzug fällig. Osman Toprak wagte einen Neustart und zog ans andere Ende der Hauptstraße in die Räume Hausnummer 51.
Dort ließ es sich in der ersten Zeit recht gut an, besonders an den Markttagen entdeckten die Besucher die Auslagen vom Secondhand-Laden und seinen freundlichen Inhaber. Inzwischen sorgte auch die Ehefrau Anni Toprak für eine gute Beratung in allen Bereichen. Osman und die gebürtige Burscheiderin Anni kennen sich seit 2011 und führen seit 2017 die Geschäfte als Ehepaar. Leider sind alle Ladentüren in der Unteren Hauptstraße nur an wenigen Tagen und Stunden geöffnet. Auch Topraks Secondhand-Angebot beschränkt sich aufgrund rückläufiger Nachfrage auf einige Vormittagszeiten. Wegen der geschlossenen Eingänge bleibt den eventuell interessierten Passanten nur die gut gestaltete Seite im Internet. Auch Topraks erhofften sich davon, einiges vom Umsatzschwund wettmachen.
Der nötige Aufwand dieser Präsentation deckte aber auf Dauer nicht die fortlaufenden Unkosten. So ist ein weiterer geschäftlicher Schritt unvermeidlich.
Ab dem 31. Mai wird es den bunten Nostalgie-Shop an der Hauptstraße nicht mehr geben. Mit traurigem Sarkasmus hat Osman bereits auf die Lage reagiert: An den Nachmittagen, wenn die Tür verschlossen bleibt, „ziert“ sie ein gut lesbares Schild: „Wegen Reichtum geschlossen!“ Trotzdem werden noch ein- oder zweimal große Sonderverkaufs-Aktionen stattfinden, besonders zum Umweltfest am 23. und 24. April.
Was unternimmt Osman Toprak nach dem endgültigen Schritt? „Ich werde eine Sache nun stärker forcieren und meine Dienste als Entsorger von Rückständen in alten Wohnungen anbieten. Dies war nebenbei auch immer ein Arbeitsbereich, den die Leute gerne in Anspruch nahmen.“ Und welche ausgesuchten Gegenstände würde er auf jeden Fall privat behalten? „Die große Wanduhr und einige seltene Modellautos.“