Brauchtum

Burscheider lieben das Peiseier-Singen

Die von den Junggesellen umworbene Haustochter gaben zum Dank zwei Hände voll frisch gelegter Hühnereier.
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Die von den Junggesellen umworbene Haustochter gaben zum Dank zwei Hände voll frisch gelegter Hühnereier.

Manche Pfingstbräuche haben sich bis heute erhalten.

Von Ursula Hellmann

Burscheid. „To pentocosto méros“ sagen griechisch sprechende Menschen, wenn sie den fünfzigsten Teil einer Sache präzisieren. Und weil diese Sprache seit dem Großreich Alexander des Großen (320 v.Chr.) zur Weltsprache wurde, gingen auch die Aufzeichnungen der ersten Christen auf diese Art zu den damaligen Kulturkreisen. Pentecoste deckt sich mit dem lutherdeutschen Wort Pfingsten und hat sich als Begriff bis heute erhalten.

Der Termin bezieht sich ursprünglich auf die israelitische Dankopfer-Feier für die erste Getreide-Ernte bereits drei Monate nach der Aussaat. So zelebrierten es die Bewohner schon am fünfzigsten Tag nach ihrer größten religiösen Erinnerungswoche, dem Passah, – wiederum ein landesweites Fest. Das kleine Volk der Israeliten richtete sein Alltagsleben nach den Ordnungen aus, die sich seit der Zeit der Gründungsväter bewahrheitet und bewährt hatten. Darin war auch die Abfolge der Gedenktage genau festgelegt. Als erster Monat des Jahres galt der Nisan – für uns heute der April.

Nach ihrer 40-jährigen Völkerwanderung aus Ägypten unter ihrem Führer Moses zur Ostküste des Mittelmeers galt der 15. bis 22. Nisan als höchste, heiligste Festwoche. Dieser Zeitpunkt ist als Datum dann von der höchsten Instanz glaubhaft bestätigt durch die spektakuläre Kreuzigung auf einem Hügel vor Jerusalem. In ähnlicher Weise bekommt auch der fünfzigste Tag danach seine feste Anbindung an die Tradition des frühen Erntedank-Tages. Auch hier verlor das Modell der zukünftigen Fakten seine bis dahin sinnvolle Bedeutung. Die dargebrachten ersten Garben der jungen Ernte waren endgültig überholt durch das reale Massen-Ereignis in Jerusalem im Jahr 33. Tausende Fest-Besucher aus etwa zwölf sehr unterschiedlichen Sprachgebieten gingen von dort als tief Beteiligte und überzeugte Botschafter in ihre Heimatorte zurück. Und legten den Grund für die weltweite Ausbreitung einer einzigartigen Botschaft. In den Genuss zweier – erhofft sommerlicher - Ferientage kommen dadurch auch bei uns Menschen, die mit den historischen Fakten nicht vertraut sind. So haben sich im Lauf der Zeit eine Reihe Volksbräuche um dieses Fest herum etabliert. Speziell in Burscheid war bis zur Coronazeit das Peiseier-Singen beliebt. Junggesellen zogen von Hof zu Hof, brachten ihrer umworbenen Haustochter ein speziell bergisch-gefärbtes Ständchen und bekamen zwei Hände voll frischgelegter Hühnereier als Gegengabe.

Ein längerer Plausch vor dem Haus mit süßem und deftigem Gebäck plus „Hochprozentigem“ in Pinnchen-Dosis waren auch meist dabei. Die gesammelten Eier landeten am Abend in einem der Gärten als große reichliche Rührei-Speise für alle beim fröhlichen Ausklang.

Ginsterzweige zur Abwehr böser Mächte

Auch familiäre Pfingst-Spaziergänge sind beliebt. In Bergregionen ist der traditionelle Viehauftrieb auf die Almen Usus. Deftiges Fleisch vom Pfingstochsen krönt mancherorts das Festmenü. Bräuche wie das Stecken von Ginsterzweigen an die Haustüren zur Abwehr böser Mächte gehen auf heidnische Ängste zurück. In allen Bundesländern sind zwei Feiertage festgelegt. Früher wurde bis zu einer Woche gefeiert. Dies regulierte sich dann auf zwei feste Tage. Das erste offizielle Pfingstfest ist in Dokumenten des Jahres 130 n. Chr. erwähnt. Wo das bergische Wetter mitspielte, blühen die „Patzrosen“ genau in diesen vorsommerlichen Wochen am üppigsten.

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