Burscheider Geschichte
Bergischer Geschichtsverein stellt Buch zur Montanusstraße zusammen
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Noch in diesem Jahr soll es erscheinen. Dafür braucht der Verein Fakten.
Von Nadja Lehmann
Burscheid. Sein Projekt ist ambitioniert: Ein richtiges Buch soll es nach dem Willen des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) werden, und „grob geschätzt“, wie der Vorsitzende Axel Riemscheid ankündigt, 40 bis 50 Seiten umfassen. Diese widmen sich einer wichtigen Achse der Burscheider Innenstadt: der Montanusstraße. „Das ist viel Puzzlearbeit. Der Teufel steckt im Detail“, sagt Riemscheid, der für das Projekt gleich mehrere Mitstreiter und Autoren an seiner Seite weiß.
Barbara Sarx-Jautelat ist eine von ihnen. Die Burscheider kennen sie als ehemalige Fotografin des Bergischen Volksboten. „Immer wieder kommt ein neuer Mosaikstein dazu“, sagt sie über ihre Recherche, von der sie nicht verhehlt, dass sie sich durchaus schwierig gestaltet. „Es fehlt oft an verlässlichen Daten“, beschreibt sie die Gespräche mit Burscheiderinnen und Burscheidern, die sich der Montanusstraße verbunden fühlen und ihren Werdegang verfolgt haben. Ein Werdegang, der aktuell ja gerade wieder an Fahrt aufgenommen hat: In der bislang trotz ihrer zentralen Lage doch ruhigen Straße soll ein Einzelhandelsstandort entstehen, der einen Großsortimenter ebenso umfasst wie einen Drogeriemarkt, eine öffentliche Piazza und gastronomische Angebote. Diese Entwicklung war auch Auslöser für den BGV, die Historie der Straße in Wort und Bild festhalten zu wollen.
„Aber der eine erzählt dies, die andere das“, sagt Axel Riemscheid. Die Aktiven des BGV aber wollen ihre Informationen, wie Riemscheid unterstreicht, „wasserdicht“ festzurren. Nicht leicht, wenn es schon anfangs nicht klar war, wann aus der einstigen Bahnhofstraße die Montanusstraße wurde. BGV-Mitglied Sabine Wurmbach schließlich klärte das in intensiver Archivrecherche. „Wenn wir keine hieb- und stichfesten Daten haben, müssen wir das im Buch dem entsprechend kennzeichnen“, sagt Axel Riemscheid. Darauf wolle man jedoch möglichst verzichten, widerstrebt es doch dem Anspruch der engagierten Geschichtsforscher. Deshalb musste man sich auch mehr Zeit einräumen. „Eigentlich wollten wir schon 2022 fertig sein“, sagt Riemscheid. Nun wird es 2023.
Die Autorinnen und Autoren entdecken derweil bislang altbekannt Geglaubtes neu. „Mich fasziniert der Luchtenberg-Richartz-Park“, gesteht Barbara Sarx-Jautelat. Der besticht mit seinem Naturdenkmal, den Winterlinden, und der Villa Luchtenberg. „Leider ist das Haus sehr heruntergekommen“, bedauert Sarx-Jautelat. Es war das Elternhaus von Else Luchtenberg, die den FDP-Politiker und NRW-Kultusminister Paul Luchtenberg geheiratet hatte. „Ich nähere mich gerade der Person Else an“, sagt Barbara Sarx-Jautelat. „Das war eine spezielle Frau.“ Auf Fotos wirke sie zart und ätherisch. „Den Kindern hat sie am Zaun gern Süßes zugesteckt.“ Bruder Erich Richartz-Bertrams lebte in einer Villa an der Höhestraße, am gegenüberliegenden Ende des Parks: Er war es denn auch, der zuerst auf die Idee kam, seinen Parkanteil zu öffnen und der Stadt zu vermachen; Schwager Paul Luchtenberg folgte dem Beispiel später. Beide Parteien hatten den Park unter sich aufgeteilt. „Else hat Spuren hinterlassen“, sagt Barbara Sarx-Jautelat. Die Fabrikantenfamilie sah sich in sozialer Verantwortung, stellte Grundstücke wie Auf der Schützeneich oder der Löh-Siedlung zur Verfügung. „Ein Mäzenatentum im reinsten Sinne“, bilanziert Barbara Sarx-Jautelat.
In den ungeplanten Gesprächen gab es manche Infos
Aus oftmals ganz ungeplanten zufälligen Gesprächen hat sie bisher die meisten Informationen gezogen. So erzählte ihr ein Burscheider von seinem Großonkel, der Fahrer der Familie war und im Pförtnerhaus wohnte. Im Baustoffhandel Theken an der Höhestraße erfuhr sie, dass ein Familienmitglied als Gärtner bei den Luchtenbergs arbeitete. Und sie hat Fotos gesammelt und zur Verfügung gestellt bekommen. „Da haben wir eine ganze Menge.“
Hinweise, Geschichten, Anekdoten und vor allem: verlässliche Daten – die nehmen alle BGV-Mitglieder nach wie vor sehr gern entgegen. Denn die obligatorische Ausstellung in der Stadtbücherei, die mit ersten Ergebnissen und Fotos die Erinnerungen der Burscheider wachkitzeln sollte, war diesbezüglich nicht der durchschlagende Erfolg.
Barbara Sarx-Jautelat, bei der die Fäden für das Buchprojekt zusammenlaufen, ist telefonisch unter Tel. (0 21 74) 4 05 25 erreichbar.