Denkmalschutz

110 Jahre alte Fenster müssen saniert werden

Das komplette Kulturbadehaus steht unter Denkmalschutz. Auch die Fenster an der Nordfassade sind original.
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Das komplette Kulturbadehaus steht unter Denkmalschutz. Auch die Fenster an der Nordfassade sind original.
  • VonNadja Lehmann
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Förderung durch die Bezirksregierung. Der Kulturverein muss einen Eigenanteil beisteuern.

Von Nadja Lehmann

Die Fenster waren Jelle von Dryander schon seit längerem ein Dorn im Auge. Marode, mit Rissen im Holz, der Lack ab, gefährdet durch einsickerndes Wasser: „Das stört mich auch ästhetisch“, bekennt die Architektin, die dem Kulturverein Burscheid vorsteht. Dessen Domizil ist das Kulturbadehaus an der Bürgermeister-Schmidt-Straße. Und die dortigen Fenster sind in die Jahre gekommen. Was sie auch dürfen, sind sie doch die Originale aus der Erbauungszeit und damit fast 110 Jahre alt.

Jelle von Dryander, Vorsitzende des Kulturvereins

„Das Gebäude gehört zur Reform-Architektur“, erklärt Fachfrau von Dryander. Kennzeichen sind klare Formensprache und Rhythmus, Gleichgewicht, Symmetrie und Schnörkellosigkeit: Burscheids Badehaus ist dafür ein Paradebeispiel.

Sieben Fenster sind es, die noch aus dieser Zeit stammen. Schätze, die es zu bewahren gilt, wie auch die Vorsitzende findet. Sie spiegeln Höhen und Tiefen der Vergangenheit wieder, indem ihre Verglasung ganz unterschiedlich ausfällt. „Kriegsschäden“, sagt von Dryander. „Da wurde schnell etwas eingefügt.“ Milchig sind sie ohnedies: „Es war ja ein Badehaus.“ Dessen 100-jähriges Bestehen wurde 2014 gefeiert, mit „einer fetten Party“, wie von Dryander lachend sagt. Seitdem prangt in Richtung Parkplatz an der Nordfassade der Schriftzug „Kultur Badehaus Burscheid“: schnörkellos, ein wenig klassizistisch – ganz dem Original anempfunden.

Im vergangenen Jahr las Jelle von Dryander dann einen Aufruf der Stadt: Um einen Fördertopf im Bereich des Denkmalschutzes ging es da, allerdings im niedrigpreisigen Segment. „Wir hatten da allerdings schon für die Fenster einen Kostenvoranschlag eingeholt. Der lautete auf 10 000 Euro.“ Die Stadt in Form der Unteren Denkmalbehörde schüttelte denn auch den Kopf, stieg aber mit in die Aufgabe ein. Schließlich ist sie Eigentümerin des Gebäudes, das sie dem Kulturverein auf 99 Jahre überließ. Der ist seitdem für die Unterhaltung zuständig.

Die Spendenlaterne: Sie wird im laufenden Jahr für den notwendigen Eigenanteil zum Einsatz kommen.

Schließlich kam die Bezirksregierung mit ihrem „Denkmalförderprogramm 2023 des Landes NRW“ ins Spiel. „Wir haben uns beworben und haben geschrieben, Eigenmittel: keine“, erzählt von Dryander. Möglicherweise hätte diese Lücke der Landschaftsverband Rheinland (LVR) füllen können, dessen Förderung allerdings passte zeitlich nicht, weil die Förderuhr der Bezirksregierung bereits tickte und die Fenster 2023 gerichtet werden müssen. Der LVR unterstützt jedoch erst für 2024.

Da haben wir beschlossen, dass wir den Eigenanteil selber auftreiben“, sagt Jelle von Dryander. Gesagt, getan: Beim Auftritt der Wiener Schauspielerin Chris Pichler, die Anfang Februar im Kulturbadehaus Romy Schneider verkörperte, stand die Spendenlaterne das erste Mal im Foyer.

„Die Fassaden und Fenster sind unsere Visitenkarte.“

Jelle von Dryander, Kulturverein

Für das laufende Jahr wird sie wohl ein treuer Begleiter werden. Denn zum einen müssen die Fenster im November saniert sein, zum anderen ist noch offen, wie hoch der Eigenanteil überhaupt ausfällt. „Im Maximalfall bekommen wir eine Förderung von 50 Prozent“, sagt von Dryander.

Heißt: 5000 Euro müssen mindestens zusammenkommen. Und auch die endgültige Förderzusage kommt erst im Mai. Jelle von Dryander ist indes optimistisch: „Wir sind immer noch in der Förderrunde drin und als förderungswürdig eingestuft.“

Unterstützt weiß sich die Vorsitzende auch von Bürgermeister Dirk Runge: „Er ist da sehr offen und bemüht, wirbt auch bei großen Firmen und Unternehmen für uns.“ Überhaupt habe man verlässliche treue Gönner.

Besucher fragen wieder verstärkt nach Abos

Sein Kulturbadehaus hält der Kulturverein aber schon seit jeher in Schuss. „Vieles haben wir erneuert“, erzählt Jelle von Dryander. Wie die Terrassentüren oder die Oberlichter in Richtung Umspannwerk. Immer wieder wurde gestrichen, auch die Original-Türen im Inneren, mit einer speziellen Öl-Lack-Mischung. Gerade erst hat man 7000 Euro in eine neue Heizung gesteckt: „Sie hängt jetzt im Technikraum, und wir können sie von außerhalb per App einstellen.“ Ideal dann, wenn das Kulturbadehaus vermietet wird – eine wichtige Einnahmequelle des Kulturvereins. Ebenso natürlich wie seine Veranstaltungen. Von denen gibt es in der zweiten Hälfte der Kultursaison noch einige. Zunächst am heutigen Samstag: Dann tritt ab 19.30 Uhr das Eifeler Comedy-Duo „Weibsbilder“ auf und bringt die Burscheider in Sachen Straßenverkehr auf den neuesten Stand. „Durchgangsverkehr – ausgebremst und abgezockt“ heißt ihr Programm. 61 Karten sind bereits verkauft.

Anfang März folgt die traditionelle Frühjahrsausstellung, die dieses Mal Tomoko Sato, Renate Fischer und Christina Koester gestalten und mit der der Kulturverein das zehnte Jahr seiner Reihe „Kunst im Badehaus“ einläutet.

Die Schäden sind deutlich zu erkennen. Die alten Fenster bedürfen einer Sanierung.

Jedes Jahr im Herbst rückt der Kulturverein einen Künstler oder eine Künstlerin in den Mittelpunkt, den oder die zuvor eine Jury ausgewählt hat. „Es gibt aber so viele tolle Bewerber, die wir auch berücksichtigen wollten“, sagt von Dryander. Für diese schuf man das Pendant im Frühjahr. Besonders gespannt ist von Dryander auf Tony-Cragg-Schülerin Christina Koester: „Sie hat eine raumhohe Installation geschaffen. Es ist toll, wenn die mal zu sehen ist.“

Im Herbst schließt sich der Kreis zu den Anfängen. Dann kommt Stefanie Binding ins Kulturbadehaus, eine aus Aachen stammende Bildhauerin, die vor zehn Jahren die erste Ausstellung im Kulturbadehaus bespielte.

Auch die Klavierreihe wird fortgesetzt. Zu einem Duo-Abend mit Klavier erwartet der Kulturverein Trompeter Timo Nisterok, der bereits an der Seite von Klarinettist Engelbert Wrobel als „Junger Wilder“ im Kulturbadehaus begeisterte. Und auch einen Klassik-Abend wird es geben.

„Die Besucher fragen auch wieder verstärkt nach Abos“, sagt Jelle von Dryander. Die Kultur, die durch Corona so ins Hintertreffen geriet, macht sich wieder bemerkbar und bringt sich mit Nachdruck in Erinnerung.

„Die Menschenhaben große Sehnsucht, etwas zusammen zu erleben und zu lachen“, hat Jelle von Dryander auf der Karnevalsparty im Kulturbadehaus beobachtet. „Es hat keinen Sinn, traurig zu sein. Das tut uns nicht gut“, sagt sie angesichts von Krise und Weltlage. Und genoss sehr bewusst nach dem Auftritt von Chris Pichler ein gemeinsames Essen im Restaurant mit zehn weiteren Interessierten. „Natürlich muss man manchmal an die Zwanziger Jahre denken. An die wohl ähnliche Stimmung. An den Tanz auf dem Vulkan. Aber wir können es nicht ändern.“

Die Fenster aber, die sonst zu verfaulen drohen, weil das Wasser einsickert, können sehr wohl verändert werden. Zum Besseren nämlich. „Die Fassade ist schließlich unsere Visitenkarte nach draußen“, sagt Jelle von Dryander.

Wer ebenfalls Geld in die Spendenlaterne stecken möchte, kann sich an Geschäftsführerin Vera Leweke wenden, die per E-Mail erreichbar ist: v.leweke@kulturverein-burscheid.de

Weitere Infos gibt es auch auf der Homepage: kulturverein-burscheid.de

Fahrt

Für Donnerstag, 13. April, hat der Kulturverein seine „KulTour“ geplant, die nach Bonn ins August-Macke-Haus zur dortigen Ausstellung über den aus dem Rheinland stammenden Maler, der dem „Blauen Reiter“ um Wassili Kandinsky und Franz Marc zugerechnet wird, führt. Treffpunkt ist um 13 Uhr der Bahnhof Opladen. Die Kosten betragen 25 Euro (inklusive Zug/Bus, Eintritt und Führung), Tickets gibt es in den bekannten Vorverkaufsstellen sowie online unter termine.rga.de und kulturverein-burscheid.de

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