Konzert
Wildes Holz: Ein Durcheinander, so fröhlich wie virtuos
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Fulminantes Trio spielte in der Klosterkirche – „Hells Bells“ vermischte sich auf geniale Weise mit „Jingle Bells“.
Von Peter Klohs
Remscheid. Auf der Bühne der Klosterkirche knistert am Donnerstagabend ein Kaminfeuer. Ein unechtes, natürlich. Alles andere auf der Bühne ist echt: ein Dutzend Blockflöten in allen denkbaren Größen, ein Kontrabass, zwei Gitarren, eine Mandoline, diverse Pedalboards, Weihnachtsschmuck. Anstelle von Kugeln befinden sich an einem Tannenbaum am Rand der Bühne Flöten. Ja, es sieht weihnachtlich aus. Und das ist kein Wunder, denn das fulminante Trio „Wildes Holz“ ist mit seinem Weihnachtsprogramm „Alle Jahre wilder“ zu Gast. Die drei Musiker sind gern gesehene Gäste in Remscheid, wie die mit knapp 100 Besuchern ausverkaufte Klosterkirche beweist.
Flötist Tobias Reisige, Bassist Markus Konrads, der hin und wieder zur Mandoline greift sowie Gitarrist Johannes Behr, der als Remscheider ein Heimspiel hat, verquicken auf eigenständige Weise Weihnachtslieder aus aller Welt mit Spielarten der populären Musik. Da wird „Ihr Kinderlein kommet“ als Samba intoniert, ein zackiger 7/8-Rhythmus gekonnt zelebriert („Hirten in the sun“), der mittelalterliche Schreittanz entpuppt sich zur großen Freude der Konzertbesucher als „Pavane furioso“, das „Last Christmas“ wird mit einem Police-Hit verkuppelt.
Zwei Stunden lang springt das Trio hoch virtuos zwischen Jazz, Hardrock, klassischer sowie Gypsy-Musik hin und her, spielt ein Flötenkonzert von Vivaldi in falscher Reihenfolge und in falscher Tonart, macht den Up-Tempo-Swinger „In der Holzklasse“ zu Gypsy-Jazz, vermählt den „Little drummer boy“ mit „Kashmir“, einem berühmten Stück von Led Zeppelin, indem sich stetig 3/4- und 4/4-Rhythmen reiben, jagt durch eine Country-Version von „Gloria in exelsis deo“. Zum Grönemeyer-Hit „Mensch“ holt Tobias Reisige die mehr als zwei Meter hohe Subkontrabassflöte hervor, gibt auch bei „Apache“ (The Shadows) den flötenden Bassisten, und zu „Kling Glöckchen“ bedient man sich der Stilistik von Dave Brubeck in „Take five“.
Band auf der Bühne hat soviel Spaß wie die Besucher
Es ist ein buntes, fröhliches, virtuoses musikalisches Durcheinander, was der Band auf der Bühne genau so viel Spaß macht wie den Besuchern in der Klosterkirche. Offiziell beendet wird das musikalische Geschehen mit einem ultimativen 90er-Jahre-Medley.
Doch der Applaus ist zu vehement und die Standing Ovations nicht zu übersehen, so dass die Drei schnell eine Zugabe spielen. Und die hat es noch einmal in sich: Als schlagzeugloses Trio und nur mit einer akustischen Gitarre wird das alte AC/DC-Dampfross „Hells Bells“ hervorgeholt und auf geniale Weise mit „Jingle Bells“ vermischt. Auf die Idee muss man erstmal kommen.
„Wildes Holz“ dürfen sehr gerne wiederkommen. Das nächste Mal vielleicht mit einem Sommerprogramm. Müsste auch Spaß machen.