„Dark side of the moon“ feiert 50. Jubiläum
Green zelebrieren Pink Floyds epochales Werk
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Milla Kapolke und seine Band spielen das Jahrhundertalbum live komplett durch.
Von Andreas Weber
Bergisches Land. Im Fachmagazin „Eclipsed“ erinnerte sich Milla Kapolke an den Big Bang im März 1973. Voller Spannung habe er vor 50 Jahren mit Freunden bei Kerzenlicht vor den Lautsprecherboxen gehockt, bereit für „Dark side of the moon“: „Der Herzschlag ertönte, und ohne auch nur ein Wort zu sprechen, hörten wir gebannt beide Seiten bis zum Ende.“ Dass er einer Zeitenwende beiwohnte, ahnte der spätere Waldorfpädagoge in Bergisch Born nicht. Alle waren begeistert, er rümpfte die Nase.
„Na ja“, sei seine erste Reaktion gewesen. „Diese Uh- und Ah-Chöre und das Saxofon, das passte für mich nicht.“ Das waren nicht seine Pink Floyd. Was Milla Kapolke anfangs mit Befremden als Bruch mit der Floydschen Frühphase wahrnahm, ein Abdriften in die Kommerzialität, hat sich längst gewandelt.
Mit seiner Hagener Band Green spielt der in Hückeswagen beheimatete Bassist und Sänger bei den „Symphonic Floyd“-Abenden die 42:35 Minuten live voll durch. Green zelebrieren ein von der ersten bis letzten Sekunde monumentales Werk, mit ausgeklügelten Soundeffekten, dem schrillen Wecker, der klimpernden Registrierkasse, den hastenden Schritten. Mit einer ungeheuren Dynamik, zwischen laut und leise, lyrischen wie wuchtigen Passagen, atemberaubenden Spannungsbögen – damals von dem jungen Tonmeister Alan Parsons kongenial in den Londoner Abbey-Road-Studios umgesetzt. Roger Waters nachdenkliche, tiefsinnige Texte zum menschlichen Lebenszyklus und das ikonische schwarze Cover mit dem Prisma rundeten den Jahrhundertwurf ab.
Das Konzeptalbum wurde bis heute über 50 Millionen Mal verkauft, jährlich kommen Hunderttausende hinzu. Durch das gestern zum Jubiläum veröffentlichte „Dark side of the moon – Live at Wembley 1974“ wird der Absatz mit Sicherheit zusätzlich angekurbelt. Die dunkle Seite des Mondes fällt in die Top 5 der meistverkauften Rockalben. Zurecht, wie Green-Schlagzeuger Rolf Möller findet: „Dieses Album steht für sich, es ist ein Felsen, in Stein gemeißelt. Der Sound ist galaktisch.“
Dem audiophilen Referenzerlebnis der vier Briten haben Green seit 2017 bei ihren Auftritten im Hagener Stadttheater und der Dortmunder Westfalenhalle mit dem Hagener Symphonieorchester sowie Opern- und Kinderchor zigmal die Ehre erwiesen. Zwei weitere Shows stehen am 8./9. Juni im Theater Hagen mit großer Besetzung von über 100 Mitstreitern an.
Es ist ein Ensemble, das sich nicht mal eben auf Tournee schicken lässt. Greens Heimatstadt Hagen ist kein Problem, das benachbarte Dortmund geht auch, aber weitere Entfernungen sind kaum darstellbar. „Das wäre ein zu hoher logistischer wie finanzieller Aufwand“, weiß Milla Kapolke.
Für die Band, die mit Profis von (Ex-)Grobschnitt und Extrabreit bestückt ist, wird „Dark side“ jedoch ein Thema bleiben. „Wir werden es auch ohne Orchester spielen“, kündigt Rolf Möller an. Green muss sich mit seiner Hommage an Pink Floyd gegen eine stattliche Zahl von Tributebands behaupten, die sich Roger Waters, David Gilmour, Rick Wright und Nick Mason verschrieben haben. Nach 20 Jahren, in denen Green auch Pink Floyd auf die Bühne bringt, ist genug Selbstbewusstsein da.
Green erlaubt sich keine freien Interpretationen. „Unsere Vorlage ist das Vinyl von 1973“, fixiert Multiinstrumentalist Michi Rolke die Messlatte. „Wir spielen Floyd nicht nach, sondern empfinden die Stimmung 100-prozentig nach“, fügt Rolf Möller hinzu. „Kurzum: Wir sind authentisch“, bringt es Keyboarder Deva Tattva auf den Punkt. Dass den zehn Green-Freunden mal scherzhaft nachgesagt wurde, sie seien die „Pink-Floyd-Kelly-Family“, nehmen sie als Kompliment.