Das Instrument des Jahres

Eine Exotin tritt aus dem Schatten der Gitarre

Mandolinen-Spielerin auf allerhöchstem Niveau: Jeannette Mozos del Campo spielt neben dem Duo Recuerda mit ihrem Mann Vicente auch im Landeszupforchester NRW.
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Mandolinen-Spielerin auf allerhöchstem Niveau: Jeannette Mozos del Campo spielt neben dem Duo Recuerda mit ihrem Mann Vicente auch im Landeszupforchester NRW.
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Jeannette Mozos del Campo macht das Instrument des Jahres 2023 bekannter. Die Mandoline ist ihre musikalische Liebe.

Von Andreas Weber

Remscheid. Wer an Italiens süße Klänge denkt, schwelgt schnell zu „O sole mio“, gespielt mit reichlich Tremolo auf der Mandoline. Hingebungsvoll und schön schmalzig. Das Zupfinstrument kann aber weitaus mehr. Niemand in Remscheid weiß dies besser als Jeannette Mozos del Campo. Die 40-jährige Musiklehrerin zählt zu den Virtuosen an den Saiten.

2023 tritt die Mandoline aus dem Schatten heraus. Sie ist zum Instrument des Jahres erklärt worden. Die Profimusikerin, Jurorin und Dozentin wurde in ihrer Heimat Rheinland-Pfalz die Schirmherrschaft für alle Aktivitäten übertragen, die ihre musikalische Liebe ins Rampenlicht rücken. Den Namen kennt zwar jeder, die Mandoline spielt aber gegenüber der allgegenwärtigen Gitarre als Kuriosität noch vornehm in der zweiten Reihe.

Der Reiz des Außergewöhnlichen war es, der Jeannette als Zehnjährige in Sessenbach im Westerwald magisch lockte. Das Örtchen, das nicht einmal 1000 Einwohner zählt, hat ein traditionsbewusstes Mandolinenorchester. 1927 gegründet, spielten darin Opa, Mutter und Schwester von Jeannette. „Ich habe als Nachzüglerin angefangen, weil ich den Exotenstatus der Mandoline so faszinierend fand.“ Ein Instrument zu spielen, das nicht so viele in die Hand nehmen, geschweige denn beherrschen.

Jeannette Haase, so ihr Mädchenname, wollte besser werden und orientierte sich nach Wuppertal. An der Hochschule für Musik ist europaweit die einzige Professur für das künstlerische Hauptfach Mandoline angesiedelt. Geprägt wurde der Studienort von der emeritierten Professorin Marga Wilden-Hüsgen (1992-2007).

Jeannette besuchte Ferienkurse, später studierte sie in Wuppertal. Mit drei Diplomen schloss sie unter der heutigen Leiterin Caterina Lichtenberg ab: als Musik-Pädagogin, Instrumental-Pädagogin und als Musikerin.

Ihren Ehemann lernte sie im Studium kennen: den Gitarristen Vicente Mozos del Campo (42). Beide leben seit 2013 in Remscheid und fühlen sich in der Reihenhaussiedlung Am Steinberg mit ihren drei Kindern sehr wohl. In Erfüllung ging der Berufswunsch von Jeannette Mozos del Campo. Als Lehrerin unterrichtet sie mit ihrem Mann an der städtischen Musikschule in Bochum. Er Gitarre, sie Mandoline. Gerade bei Jugendlichen ist die Mandoline beliebt aufgrund ihrer Nähe zu einer hohen Singstimme. „Die Mandoline ist ein berührendes, intimes Instrument“, sagt die Remscheiderin. „Das Faszinierende ist der einzigartige Klang mit einer Vielfalt vom zarten, warmen bis zu wuchtigen Tönen.“ Wer es nicht kenne, sei oft positiv von ihrer Dynamik überrascht. „Die Mandoline kann eine Durchsetzungskraft haben, die man ihr nicht zutraut“, erklärt Jeannette Mozos del Campo. Gespielt wird sie mit einem speziell entwickelten Plektrum.

Auf den wie bei einer Geige in Quinten gestimmten vier Saitenpaaren (Chöre) ist alles möglich. Die Mandoline ist ein Allrounder, einsetzbar von der Klassik bis zum Crossover, von der Oper bis zum Bluegrass und Rock. Der Lehrerin kommt sie mehr entgegen als die Gitarre, ein Instrument, dass sie mal vier Semester studierte, aber nie so schätzen lernte.

„Die Mandoline hat einen kleineren Hals, der Abstand der Bünde ist geringer. Mit meinen kleinen Händen muss ich die Finger nicht so spreizen“, sagt die Lehrerin. Die klassische Mandoline besitzt einen Rundbauch, gebaut aus Spänen. Charakteristisch ist ihre Mandelform. Ebenso gibt es die schmalere Flachmandoline, wie sie der israelische Meister Avi Avital gerne auf der großen Bühne auspackt.

Auch Jeannette konzertiert mit ihrem Mann im Duo Recuerda, 2003 ins Leben gerufen. Auf internationalem Niveau, das sich in drei CD-Produktionen manifestiert. Auftritte waren in der Corona-Zeit nur online möglich. Wenn es ihr ausgefülltes Berufs- und Familienleben erlaubt, wollen sie wieder live vor Publikum auftreten. Gerne auch in Remscheid, wo das Ehepaar bislang noch nie zu hören war.

Die Mandoline mag Liebhaber ansprechen, wird jedoch weltweit geschätzt. Als Lehrbeauftragte für Fachdidaktik Mandoline unterrichtet Jeannette Mozos del Campo in Wuppertal vor einer internationalen Klasse, bis zu Studenten aus Japan, wo die Mandoline hohes Ansehen genießt. In Deutschland steigt das Niveau stetig. Und das ihr gewidmete Jahr soll dazu beitragen, dass die Mandoline einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird.

Infos

Duo: Mehr über das Duo Recuerda online.
www.duorecuerda.net
duorecuerda@gmx.net

Unterricht: Mandolinen-Unterricht wird in Remscheid in der Musikschule zurzeit nicht angeboten.

Konzert: Musik mit Mandoline gibt es beispielsweise in Wuppertal. Am Sonntag, 26. März, 18 Uhr, spielt die Madolinen-Konzertgesellschaft im Theater am Engelsgarten. Bei „Metamorphosen – Schöne Welt, wo bist Du?“ setzt sich das Orchester musikalisch und schauspielerisch mit dem Wandel der Erde auseinander. Karten: 18/8 Euro.
www.makoge-wuppertal.de

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