Alte Werkzeugfabrik wird zum Set für Videodreh
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Die Remscheider Künstlerin Liliane Rogozyk malte zur Musik von Théophile Faron – Eigentümer träumt von einer Ausstellung.
Von Melissa Wienzek
Remscheid. Es riecht noch nach Metall und körperlicher Arbeit, Werkzeugwagen stehen verlassen in einer Ecke, die Absauganlage und die hohen Decken erinnern daran, was in der 16 000 Quadratmeter großen Halle an der Königstraße einst erschaffen wurde: Bau- und Sanitärwerkzeuge der Marke „Alarm“. Die alte Werkzeugfabrik Weegerhoff steht seit geraumer Zeit leer. Ihre Stille wurde nun aber durchbrochen – durch einen Videodreh mit der Remscheider Künstlerin Liliane Rogozyk und dem französischen Musiker Théophile Faron.
„Le silence de l‘époque“ („Das Schweigen unserer Zeit“) heißt das Gesamtkunstwerk aus Film, Musik, Text und Malerei, das ab sofort bei Youtube zu sehen ist. Es handelt sich dabei um die Abschlussarbeit von Théophile Faron – dem Freund von Liliane Rogozyks Tochter. „Le silence de l‘époque“ – der Titel prangt nicht nur an der Wand der Halle, er spiegelt auch die Industriearchitektur vergangener Zeiten, die Vergänglichkeit von Handwerk und Wirtschaft wider. Die bergische Industriegeschichte hat die Künstler zu dieser Aktion zeitgenössischer Kunst inspiriert. „Man hat hier ein ganz spezielles, schönes Licht“, schwärmt die Künstlerin, die abstrakt malt.
Vier Tage drehte das Kamerateam in der alten Werkzeugfabrik und lebte dazu im Haus von Liliane Rogozyk und ihrem Ehemann Holger Weegerhoff gleich nebenan. Und konnten so gleich einen guten Einblick in das kreative Schaffen der Künstlerin erlangen: Großformatige Canvas-Werke zieren die Wände, sogar der Einbau-Kleiderschrank und die Wand im Schlafzimmer sind selbst große Acrylbilder. Hier befindet sich auch die Kreativzentrale von Liliane Rogozyk, der Ort, an dem sie ganz bei sich ist: ihr Atelier. Ihren intimsten Ort verließ sie nun kurzfristig, um andere an ihrem Schaffensprozess mit zwei Händen teilhaben zu lassen – dabei wurde sie 2,5 Stunden vom Kamerateam samt drei Kameras begleitet.
Denn wenn Liliane Rogozyk einmal in den künstlerischen Schaffensprozess eingestiegen ist, kann sie nicht mehr aufhören, vergisst Zeit und Raum und sieht nur noch den Canvas vor sich, mit dem sie und die Farbe zu einer Einheit verschmelzen. „Es ist die Impression, die von innen nach außen dringt“, erklärt sie. „Ich brauche dann meine Zeit, um nachzudenken, um meiner Kreativität freien Lauf zu lassen.“ Ein kleiner Moment, die Natur oder die imaginäre Umwelt inspirieren sie – eine Metamorphose, an deren Ende die körperliche und mentale Verausgabung steht. Die Kunst geht bei Liliane Rogozyk ins Blut über.
Im Mai stellt siein Frankreich aus
Die Farben mischt sie selbst an. Die Pigmente stammen von Pflanzen, so zum Beispiel das Blau von den Blättern der Indigopflanze. Sie wächst in der Normandie. Die Pigmente werden mit Acryl gemischt. „Was am Ende au fdem Canvas dabei herauskommt, ist eine Überraschung“, sagt sie. Und das mache es so spannend. Was bedeutet die Kunst für sie? „Es ist eine Lebenseinstellung.“
Liliane Rogozyk wurde in Paris geboren, war 20 Jahre lang Bildhauerin. Sie studierte Kunst in den USA, ehe sie wieder nach Frankreich zog und für die Unesco in Paris arbeitete. Vor zehn Jahren entdeckte sie die Malerei für sich – und zog zu ihrem Ehemann Holger Weegerhoff nach Remscheid. Bei der „Nacht der Kultur“ stellte Liliane Rogozyk bereits bei Epe aus, letzten Herbst in Paris. Im Mai wird sie ihre Werke in Frankreich zeigen.
„Le silence de l‘époque“ hat auch Holger Weegerhoff inspiriert: Er möchte in seiner alten Werkzeughalle eine Ausstellung organisieren.
www.lilianerogozyk.com
Firmenhistorie
1867 wurde die Werkzeugfabrik Hermann Weegerhoff in Vieringhausen gegründet. Von 1880 bis 1900 wurde an der Alleestraße geschmiedet. Es folgte der Umzug an die Königstraße/Parkstraße. 2001 wurde der Hersteller für Bau- und Sanitärwerkzeuge an Stahlwille in Cronenberg verkauft und firmiert nun als Alarm Werkzeuge GmbH. Eine Stele auf der Werkzeugtrasse erinnert an die Firma. Die alte Halle an der Königstraße war zuletzt in Teilen vermietet, seit der Energiekrise steht sie leer. Holger Weegerhoff war der letzte Geschäftsführer des Familienunternehmens.