Geowissenschaft

So heiß wie die Oberfläche der Sonne: Woher die enorme Energie im Erdkern stammt

Im Inneren der Erde ist es heiß – im Erdkern herrschen Temperaturen wie auf der Oberfläche der Sonne. Woher kommt diese unglaubliche Wärme und Energie?

Frankfurt – Unser Planet, die Erde, ist nicht so gut erforscht, wie man annehmen könnte. „Man kann einige Kilometer tief graben und Vulkane und Plattentektonik können Material aus einer Tiefe von mehreren hundert Kilometern an die Oberfläche bringen, aber was etwa 6000 Kilometer unter unseren Füßen liegt, wird bisher nicht gut verstanden“, erklärt Alfred Baron von der Forschungseinrichtung RIKEN SPring-8 Center in Japan gegenüber dem Portal Physicsworld.com.

Um herauszufinden, was sich im Inneren der Erde abspielt und wie der Planet aufgebaut ist, greifen Forscherinnen und Forscher auf ein natürlich auftretendes Phänomen zurück: Erdbeben. Bebt die Erde, entstehen seismische Wellen, die sich durch die unterschiedlichen Schichten der Erde bewegen und der Forschung dabei einiges über den inneren Aufbau des Planeten verraten.

Erde ist aus mehreren Schichten aufgebaut

Bisher weiß man, dass die Erde wie eine Zwiebel aufgebaut ist: Sie besteht aus mehreren Schichten. Im flüssigen äußeren Erdkern entsteht das Magnetfeld der Erde, während der innere Erdkern offenbar schwingt und etwa alle 70 Jahre seine Drehrichtung ändert.

  • Bis etwa 30 Kilometer Tiefe: Erdkruste
  • Bis etwa 2900 Kilometer Tiefe: Erdmantel
  • In etwa 3000 Kilometern Tiefe: Äußerer Erdkern – bestehend aus flüssigem Eisen
  • Ab etwa 5100 Kilometern Tiefe: Innerer Erdkern – bestehend aus festem Eisen

Ohne Plattentektonik gäbe es womöglich kein Leben auf der Erde

Der obere Mantel und die Kruste der Erde bestehen aus verschiedenen sogenannten Platten, die sich bewegen – Erdbeben oder Vulkanausbrüche entstehen so. Doch das ist noch nicht alles: Die Plattentektonik ist ein wichtiger Mechanismus der Erde, ohne sie gäbe es möglicherweise kein Leben auf unserem Planeten.

Im Inneren der Erde gibt es einen festen inneren Kern, der von einem flüssigen Kern umgeben ist. (Archivbild)

Je tiefer man in die Erde vordringt, desto heißer wird es: In einer Tiefe von 100 Kilometern ist es Fachleuten zufolge 1300 Grad Celsius heiß, an der Grenze zwischen Erdmantel und äußerem Erdkern herrschen bereits 2700 Grad Celsius. Im Bereich zwischen äußerem und innerem Erdkern herrschen laut Forschung mehr als 6000 Grad Celsius – dort ist die Erde also etwa so heiß wie die sichtbare Oberfläche der Sonne, die Fotosphäre.

Woher stammt die große Hitze im Erdkern?

Doch woher stammt diese große Hitze im Inneren der Erde? Die scheinbar naheliegendste Antwort ist in diesem Fall falsch. „Die Wärme kommt nicht von der Sonne. Während sie alles an der Erdoberfläche wärmt, kann Sonnenlicht nicht durch viele Meilen ins Planeteninnere dringen“, erklärt der Geologe Shichun Huang von der Universität in Tennessee in einem Beitrag auf dem Portal The Conversation.

Stattdessen gibt es dem Experten zufolge zwei andere Wärmequellen: Ein Teil der Wärme stammt noch aus der Zeit vor etwa 4,5 Milliarden Jahren, als die Erde entstanden ist. Die Erde war damals eine Kugel, bestehend aus flüssigem Gestein und Lava. Ein Teil dieser Hitze ging verloren, doch der Rest wurde im Inneren unseres Planeten gespeichert, weiß Huang.

Erdkern wird durch radioaktiven Zerfall geheizt

Die zweite Wärmequelle der Erde sind radioaktive Isotope, die zerfallen und Energie produzieren. Huang nennt hauptsächlich Kalium-40, Thorium-232, Uran-235 und Uran-238 als die radioaktiven Isotope, die das Erdinnere heiß halten. Uran-235 ist das Material, das in Atomkraftwerken zur Herstellung von Energie genutzt wird.

Lava und Aschewolken: Zehn aktive Vulkane auf der Welt

Vulkanausbruch auf La Palma, Aschewolke, Lava, Insel, Spanien
Vulkan im spanischen La Palma: Mehr als drei Monate lang hatte der Vulkan Rauch, Asche und mehr als 1000 Grad heiße Lava ausgespuckt. Es war der längste Ausbruch in der Geschichte der Insel. © Emilio Morenatti/dpa
Vulkanausbruch auf Hawaii, Kilauea, Lava, Magma
Der 600 Meter hohe Vulkan Kilauea auf Hawaii war zuletzt 2021 ausgebrochen, zuvor 2018. Damals wurden mehr als 700 Häuser zerstört.  © Uncredited/U.S. Geological Survey/AP/dpa
Dukonu, Vulkan, Indonesien, Eruption, Lava
Der Dukonu in Indonesien ist knapp 1200 Meter hoch. Zwar ereignete sich die letzte schwere Eruption bereits im Jahr 1550, seit 1933 ist er jedoch kontinuierlich aktiv. © Westend61 / Imago
Kirche Chiesetta Magazzeni, SantAlfio, Vulkan Ätna, Sizilien, Italien
Der Ätna in Italien ist seit 2020 wieder sehr aktiv. Immer wieder kam es seitdem zu Ascheauswürfen und kleineren Lavaströmen. © Michael Weber / Imago
Vulkanausbruch Stromboli, Vulkaninsel, Italien, Sizilien
Ebenfalls sehr aktiv in Italien: der Stromboli. Die Vulkaninsel befindet sich nordöstlich von Sizilien. Die Lavaströme des mehr als 900 Meter hohen Vulkans fließen oft bis zur Küste. © Ingv/dpa
Vesuv, Europa, Vulkan, Italien, aktiv
Der Vesuv: Europas einziger aktiver Vulkan auf dem europäischen Festland brach das letzte Mal im März 1944 – seitdem befindet der knapp 1300 Meter hohe Vulkan offiziell in einer „Ruhephase“. © Stefan Rousseau/dpa
Mount Erebus, Antarktis, Vulkan, Lava
Der Mount Erebus in der Antarktis gilt seit 50 Jahren als südlichster aktiver Vulkan der Erde. Eine Forschungs-Station überwacht die Aktivitäten. Die letzte Eruption wurde 2018 registriert. © Werner Stambach / Imago
Popocatépetl, Mexiko, Vulkan, aktiv, Lava
Der Popocatépetl in Mexiko ist seit 1994 wieder aktiv. Seitdem ist es verboten, den Gipfel des Vulkans zu besteigen. Immer wieder kommt es zu explosionsartigen Ausbrüchen und Aschewolken. © Omar Contreras / Imago
Masaya, Nicaragua, Vulkan, Lava, Gestein
Der Masaya in Nicaragua: 2015 bildete sich ein Krater mit einem Lavasee. Messversuche mit einer Wärmebildkamera ergaben dort Temperaturen von etwa 1200 Grad Celsuis. © dimarik / Imago
Erta Ale, Äthiopien, Afrika, Vulkan, Lavasee
Der Erta Ale (übersetzt: „Berg, der raucht“) im Nordosten Äthiopiens ist gut 613 Meter hoch. 2017 gab es starke Aktivitäten innerhalb des Lavasees. © Matthew Bailey / Imago

Bleibt noch eine Frage: Wie kann der aus Eisen und Nickel bestehende innere Erdkern bei Temperaturen von mehr als 6000 Grad Celsius fest sein und nicht schmelzen? Bei einem Druck wie an der Erdoberfläche (1 bar) schmilzt Eisen bei 1500 Grad Celsius, Nickel hat einen etwas niedrigeren Schmelzpunkt. Im Mittelpunkt der Erde herrscht jedoch ein Druck von 3,5 Millionen bar – bei diesem extremen Druck bilden Nickel und Eisen trotz der hohen Temperatur eine feste Metallkugel, die rotiert. (tab)

Rubriklistenbild: © dpa/EUMETSAT

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