Mobilität
Toyota will Benziner auf Wasserstoff umrüsten
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Alternativen zu Verbrennern sind in der Anschaffung oft teurer. Um das zu umgehen, arbeitet Toyota daran, bestehende Verbrenner auf Wasserstoff umzurüsten.
Toyota - Auch wenn Klimaschützer vermutlich gerne etwas anderes hören würden: Verbrenner werden auch in den kommenden Jahren nicht wegzudenken sein. Davon, dass sich alle Fahrzeuge auf unseren Straßen umweltschonend fortbewegen, dürften wir noch Jahrzehnte entfernt sein.
Zwölf Jahre lang wird ein Auto dem Portal Heycar zufolge im Schnitt gefahren. Laut dem Kraftfahrtbundesamt befanden sich am 1. Januar 2021 mehr als 2,7 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen, die im Jahr 2020 erstmals zugelassen worden waren. Aus den Baujahren 2019, 2018 und 2017 sind es jeweils mehr als 3 Millionen.
Und dabei ist der Anteil etwa von emissionsärmeren Elektroautos verschwindend gering: Das Kraftfahrtbundesamt spricht von 0,6 Prozent und bei Hybriden von 2,1 Prozent. Bis all die Benziner (65,2%) und Diesel (31,2%) also ihren Lebensabend erreicht haben und den Weg freimachen für umweltschonendere Alternativen, werden also noch einige Jahre vergehen. Doch der japanische Automobilhersteller Toyota hat eine andere Vision: Er erprobt die Umrüstung von Verbrennern auf Wasserstoffantrieb - allerdings ohne Brennstoffzelle.
Toyota nimmt mit Wasserstoff-Auto an 24-Stunden-Rennen teil
Die Brennstoffzelle, die benötigt wird, um aus Wasserstoff Strom zu machen, ist nämlich eines der Mankos beim Wasserstoffantrieb. Er gilt zwar als umweltfreundlich, weil er keine Schadstoffe oder CO2 emittiert - lediglich Wasserdampf. Jedoch schleppt ein Auto dadurch den Gastank für den Wasserstoff, die Brennstoffzelle als Kraftwerk und Elektromotoren für den Antrieb der Reifen mit sich herum.
„Eine Menge Technik, die vor allem bei einem Pkw zu Preisproblemen führt“, resümiert das Magazin Stern in einem Bericht. Dessen ist sich zum Beispiel auch der Hersteller Hyundai bewusst, der sich das Ziel gesetzt hat, im Jahr 2025 wasserstoffgetriebene Pkw zu bauen, die nicht teurer sind als Elektrofahrzeuge.
Daher versucht Toyota es statt der Brennstoffzelle mit einem Verbrenner, in den kein fossiles Benzin eingespritzt wird, sondern Wasserstoff. Das erste Modell, bei dem Toyota den Versuch startete, ist ein Rennauto, wie der Stern berichtet. Es handelte sich um einen Corolla mit einem 1,6-Liter-Dreizylinder-Turbomotor, der beim 24-Stunden-Rennen Fuji Super TEC in Japan sein Debüt feierte. Zwar verbrachte das Auto ein Drittel der Rennzeit aufgrund von Reparaturen und Checks in der Boxengasse und weitere vier Stunden beim Tanken, aber es konnte das Rennen beenden.
Toyota: „Weg zur Klimaneutralität ausbauen“
Toyota-Chef Akio Toyoda entschied sich im Anschluss dafür, die vielen Pannen in ein positives Licht zu stellen: „Wir hätten wahrscheinlich nicht herausgefunden, welche Teile kaputtgehen können, wenn wir alle Teile perfekt und unkaputtbar hätten machen wollen. Dank der Feststellungen wissen wir jetzt, was die Probleme sind“, so Toyoda laut einer Pressemitteilung. Man habe das Rennen mit einem Auto bestanden, dass sich fast noch im Testzustand befunden habe.
Bei dem 24-Stunden-Rennen habe Toyota mitgemacht, um den „Weg zur Klimaneutralität auszubauen.“ Wie der Stern berichtet, wurde für den eingesetzten Corolla kein spezielles Triebwerk entwickelt, sondern „ein bestehender Benziner auf Wasserstoff getrimmt“.
Laut dem leitenden Ingenieur war das allerdings nicht ganz einfach. „Wir denken, dass die Umrüstung bestehender Automotoren auf Wasserstoff ein mächtiges Werkzeug im Streben nach CO2-Neutralität darstellt“, zitiert der Stern Naoaki Ito. Toyota verfolge die Vision, zu erforschen, ob es möglich ist, bestehende Fahrzeuge mit vertretbarem Aufwand klimaneutral umzurüsten.
Toyota arbeitet an Umrüstung bestehender Verbrenner auf Wasserstoff
Das würde den Prozess, klimaschonende Autos auf die Straßen zu bekommen, immens beschleunigen. Ein Beispiel: Kauft sich jemand einen neuen Benziner, stehen diesem bis zu 15 Jahre Lebensdauer bevor - 15 Jahre als klimaschädlicher Verbrenner. Nutzt der Autofahrer aber zwischendurch die Möglichkeit, den Benziner zu einem wasserstoffgetriebenen Auto mit Verbrennermotor umrüsten zu lassen, so bekommt man schneller ein CO2-neutrales Auto mehr auf die Straße. So könnten also bestehende Fahrzeuge während ihrer Lebensdauer CO2-neutral werden.
„Wir glauben, dass das Erreichen der CO2-Neutralität nicht nur den Bau neuer Autos erfordert, sondern auch die Nutzung und Verbesserung der bereits vorhandenen Autos und Technologien“, zitiert der Stern Ito. Daher versuche Toyota bereits seit Jahren, einen Umbau mit möglichst geringem Aufwand zu ermöglichen, was jedoch nicht einfach sei.
„Zunächst versuchten wir einen Bi-Fuel-Ansatz mit 50 Prozent Benzin und 50 Prozent Wasserstoff. Dann versuchten wir es mit 100 Prozent Wasserstoff, aber zuerst ging uns der Motor innerhalb von fünf Minuten kaputt. Wenn man an diese Tage zurückdenkt, übertrifft ein 24-Stunden-Rennen unsere kühnsten Träume.“ (ial)