Umweltprämie nicht vergessen

Toyota Proace Verso: So praktisch ist der neue Elektro-Kleinbus – zu diesem Preis

Toyota Proace Electric Kastenwagen silber Einladen
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Rauwunder Kastenwagen. Bis zu 6,6 Kubikmeter Ladung bringen Lieferanten im Toyota Proace Electric unter.

Luft verpestende Handwerker-Autos und Transporter sind schon bald Geschichte. Jetzt bringt auch Toyota seinen Lastesel Proace mit einem rein elektrischen Antrieb auf den Markt.

  • Der Toyota Proace schafft rein elektrisch bis zu 330 Kilometer.
  • Trotz Akku kein Verzicht auf Ladevolumen und Anhängelast.
  • E-Antrieb beflügelt den Japan-Transporter mit 100 kW.

Noch ist es eine Nische – aber das könnte sich schnell ändern: Elektrische Nutzfahrzeuge* wie Kleinbusse oder Transporter für Handel und Handwerker sind von den Zulassungszahlen her eher Leichtgewichte. Nur ein Prozent kommt mit Elektro-Antrieb (BEV) daher. City-Maut und geplante Null-Emissions-Zonen in den Großstädten könnten die Nachfrage jedoch sehr schnell beflügeln. Gerüstet in der Klasse bis zu 3,5 Tonnen sind dafür erst wenige Hersteller. Citroen mit dem e-Jumpy oder Spacetourer (Reichweiten bis 316 km), Fiat mit dem e-Ducato (bis 225 km), Mercedes mit EQV, e-Sprinter und e-Vito (rund 180 km) sowie Opel Vivaro oder e-Zafira (bis zu 329 km), Renault mit Kangoo (316 km) und Master Z.E. (knapp 200 km) und Volkswagen e-Crafter (173 km).

Kein gewöhnlicher Transporter ist der Toyota Proace electric. Sein Akku ist im Unterboden eingebaut.

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Toyota gibt eine Batterie-Garantie bis zu 160.000 Kilometern

Jetzt steigt auch der Massenhersteller Toyota in das Geschäft mit den Elektrobussen ein. Und zwar mit dem Proace, den es als Kastenwagen und als Kleinbus (Verso) ab sofort auch in Deutschland gibt. Mit einer Reichweite von 330 Kilometern und kurzen Ladezeiten wollen sich die Japaner gleich an die Spitze der Bewegung setzen. Schließlich sind lange Standzeiten, während das Auto aufgeladen wird, Gift für die Bilanz des Betriebswirts, weil das Fahrzeug dann nicht produktiv ist. Das gilt für Taxler genauso wie für Handwerker. Für Vielfahrer ebenfalls entscheidend ist die Zuverlässigkeit der Batterie. Toyota übernimmt beim Proace eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometern (bis 70 Prozent Ladekapazität). Das dürfte für den gewerblichen Betrieb ausreichen.

So sieht es im Toyota Proace Verso Electric aus, wenn die hinteren zwei Sitzreihen ausgebaut sind.

In den Toyota Proace Electric passen bis zu 6,6 Kubikmeter

Äußerlich sieht man dem Proace seinen umweltfreundlichen Antrieb nicht an. Sowohl der 4,96 Meter lange Bus als auch die Lang-Version mit 5,31 Metern unterscheidet sich kaum von der herkömmlichen Verbrenner-Variante. Bis zu acht Personen finden hier Platz, das Ladevolumen umfasst bis zu 6,6 Kubikmeter. Mit einer Nutzlast zwischen 1,0 und 1,275 Tonnen je nach Batteriegröße liegt er auf dem Niveau der konventionell angetriebenen Konkurrenz. Und auch bei der Anhängelast (gebremst) kann der Proace mithalten: Bis zu einer Tonne zieht der Elektro-Japaner. Der Verso-Bus ist ebenfalls ein Lademeister. Weil der Akku im Unterboden flach platziert ist, geht vom Kofferraumvolumen nichts flöten. 603 Liter oder 989 Liter (Lang-Version) kann der Proace verstauen und damit so viel wie der Verbrenner.

An der Wallbox ist der Toyota Proace Electric spätestens nach sieben Stunden aufgeladen und wieder fahrbereit.

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So lange hängt der Toyota Proace Electric am Ladekabel

Apropos Batterie. Transporter und Bus gibt es in zwei Leitungsvarianten. Mit 50 oder 75 kWh – das entspricht einer Reichweite von 230 respektive 330 Kilometern. Diese Zahlen sind vor allem für Privatleute oder Taxler relevant. Handwerker bewegen ihr Nutzfahrzeug nach Erhebungen von Toyota im Durchschnitt lediglich 45 Kilometer. Damit würde eine Stromladung rein theoretische für eine Arbeitswoche und sogar mehr reichen. Natürlich abhängig von der Außentemperatur, der Zuladung und dem Fahrstil. Aufgeladen wird der umweltfreundliche Bus an einem Schnell-Ladegerät innerhalb von 32 oder 48 Minuten je nach Akku. Bis zu 100 kW strömen in die Batterie, dann ist sie wieder zu 80 Prozent voll. Theoretisch reicht eine ausgiebige Brotzeit für eine neue Ladung. An einer 11-kW-Wallbox kann man sich die Zeit mit einem mehrgängigen Menü vertreiben, bis der Akku wieder volle Leistung hat. 4 Stunden 45 Minuten veranschlagt Toyota für den kleinen Akku, sieben Stunden sind es beim großen.

Und so fährt sich der Toyota Proace Electric

Frappierend ist das schon, wenn man den Startknopf drückt. Da nagelt kein Diesel, da röhrt kein Auspuff, das Auto stinkt nicht. Schon beim ersten Druck auf das Gaspedal (oder sollte man es in Strompedal umtaufen?) fühlt man sich wie einer Sänfte und so überhaupt nicht wie in einem Nutzfahrzeug. Drei Fahrstufen stehen zur Verfügung. Normal, Eco und Power. Hört sich kompliziert an, zu Grunde liegt jedoch ein einfacher Mechanismus. Die abgerufene Leistung wird einfach reduziert, um die Batterie zu schonen. Das merkt man beim Druck auf das Strompedal. Bei Eco und normal ist der Weg Pedalweg relativ lang bis der 100-kW-Motor seine Kraft entwickelt. Bei Power springen die 136 Pferdchen sofort und ungestüm los und erreichen Tempo 100 in 13,1 Sekunden.

Dem Himmel so nahe. Das gläserne Panoramadach macht den Toyota Proace Electric zum freundlichen Personentransporter.

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Toyota Proace Electric: Nur noch im Notfall muss man bremsen

Das sind jetzt keine Spurtzeiten, mit denen man prahlen kann. Muss aber auch nicht sein: Heißt ja auch Nutzfahrzeug und nicht Sportwagen. Dafür ist das Drehmoment mit 260 Newtonmeter (Nm) recht ordentlich – bei Eco sind es nur 190 und bei der Normalstellung immerhin noch 210 Nm. Fein dosieren kann man auch die Bremswirkung des Elektromotors, um Strom zu produzieren. Wenn man den Zusatzschalter auf Stellung B bringt, wird der Toyota Proace automatisch langsamer, wenn der Fahrer vom Gas geht. Das heißt: Wer gefühlvoll unterwegs ist, braucht die Bremse nur für den Notfall, ansonsten geht es völlig ohne.

Bis zu acht Personen finden im Toyota Proace Verso Electric Platz. Die Seitentüren öffnen sich auf Knopfdruck.

Toyota Proace Electric: Absolute Stille und tiefer Schwerpunkt

Vom Fahrwerk her ist der Japan-Bus tatsächlich ein Nutzfahrzeug. Hier rumpelt es wie im konventionellen Transporter, nur das Kurvenverhalten ist besser, weil der im Fahrzeugboden eingebaut Akku für einen tiefen Schwerpunkt sorgt. Das und die absolute Stille beim Beschleunigen vermitteln einem dann doch das Gefühl eher in einer Limousine zu sitzen. Das Infotainment-System mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm ist selbsterklärend und gut zu bedienen. Ein echter Luxus sind die beiden Seitentüren, die sich auf Knopfdruck öffnen und schließen lassen.

Das Armaturenbrett des Transporter sieht gar nicht nach Nutzfahrzeug aus, sogar eine Holz-Applikation gibt es.

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Wer den Proace Electric kauft, bekommt bis zu 7.500 Euro geschenkt

Billig ist der Toyota Proace nicht gerade. Als Verso (und damit der Bus) werden mindestens 58.530 Euro fällig, Fahrzeuge mit großer Batterie und längerer Karosserie kosten ab 66.300 Euro (Mehrwertsteuer inklusive). Beim Kastenwagen geht es ab 32.250 Euro oder 36.350 Euro (jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer) los. Abziehen muss man davon aber noch die Umweltprämie in Höhe von 7.500 Euro, die es zumindest noch bis Ende 2021 gibt.

Das ist unser Fazit nach dem Fahrtest mit dem Toyota Proace Electric

Auch wenn sich die Reichweite von 330 Kilometern wenig anhört. Für den Alltagsbetrieb ist der Japaner gut geeignet. Und sollte man wirklich mal weiter wegfahren, dann ist die Ladezeit von unter einer Stunde ebenfalls erträglich. Positiv auch: Trotz E-Antrieb muss man beim Proace nicht auf Ladevolumen oder eine signifikant geringere Zuglast verzichten. Auch wenn der Preis hoch ist: Durch die Umweltprämie, die entfallene Kfz-Steuer und geringere Service- und Betriebskosten rentiert sich der Kauf eines elektrischen Transporters.

  • Technische Daten Toyota Proace Verso Electric
  • Leistung: 100 kW (136 PS)
  • Drehmoment: 260 Nm
  • Spitze: 130 km/H
  • Batteriekapazität: 50 oder 75 kwH
  • Reichweite: 230 – 330 km
  • Verbrauch: 26,9 – 28 kWh/100 Kilometer
  • Ladedauer: 4 Std. 45 Minuten / 7 Std. (11 kW-Wallbox, 50 oder 75 kWh-Akku)
  • 32 / 48 Minuten (100 kW Schnellader bis 80 %, 50 oder 75 kWh-Akku)
  • Ladevolumen: bis 6,6 Kubikmeter
  • Nutzlast: 1000/1275 kg
  • Anhängelast (gebremst): 1000 kg
  • Preis: Ab 58.530 Euro

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angeobt von IPPEN.MEDIA.

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