Ausfahrt im Kombi

Toyota Corolla Hybrid im Test: Leistung und Preis steigen beim Facelift

Mit 50 Millionen ist dieser Toyota das meistverkaufte Auto der Welt. Jetzt rollt der Corolla als Facelift vor. Mit mehr PS und größerer Effizienz.

Es ist so, als ob man einem guten alten Bekannten begegnet. „Du hast dich ja gar nicht verändert.“ Meistens ist das ziemlich geschwindelt. Stellt man hingegen den (alten) Toyota Corolla Hybrid neben den neuen Corolla – dann stimmt das. Die äußerlichen Änderungen sind so dezent ausgefallen – nicht der Rede wert. Wen es doch interessiert: Der Kühlergrill wurde zart umgestaltet und die Lichtsignatur sieht homöopathisch anders aus. Andere Leichtmetallfelgen, zwei neue Lackfarben (Juniper Blue und Marlingrau) – das war es dann auch. Ist auch gut so, weil der Corolla nach zwölf Jahren Zwangspause anno 2019 schicker als je zuvor auf den Markt kam.

Toyota Corolla Hybrid: Leistung und Preis steigen beim Facelift

Komplett überarbeitet wurde hingegen der Antriebsstrang, der bei Toyota ja chronisch als Mild-Hybrid daherkommt. Hier haben die Entwickler nahezu alles angefasst, was geht. Das Ziel: Mehr Leistung, weniger oder gleichbleibender Verbrauch und CO₂-Ausstoß. Und so hat man zunächst die alte Batterie rausgeschmissen und sie durch einen zeitgemäßen Lithium-Ionen-Akku ersetzt. Der bringt 14 Prozent mehr Leistung, er wiegt 14 Prozent weniger und lässt sich perfekt unter den Sitzen verstecken. Praktisch, weil dann kein Laderaum mehr verloren geht. Und der ist vor allem beim Kombi, dem Touring Sports, wichtig. Speziell in Deutschland, wo er mit 70 Prozent Verkaufsanteil der Bestseller aller Corollas ist. Es gibt den japanischen Golf oder Astra auch noch als Fünftürer und in einer SUV-artigen Cross-Variante.

Dezentes Facelift: Der neue Toyota Corolla Touring Sports sieht fast so aus wie sein Vorgänger, technisch ist er aber besser.

Ebenfalls bis fast zur letzten Schraube überprüft wurde die Power Control Unit (PCU). Reduziert wurden unter anderem die elektrischen Verluste. Zusammen mit einer besseren Kühlung, einem leichteren Getriebe und einem ebenfalls überarbeiteten Generator pusht die elektronische Einheit sowohl den 1,8-Liter-Motor als auch das 2,0-Liter-Aggregat auf neue Leistungshöhen. Die kleinere und in Deutschland weniger verkaufte Hybrid-Variante bringt es jetzt auf 140 PS (plus 15 Prozent), der große Bruder auf 196 PS (plus 8 Prozent, 0 auf 100 in 7,5 Sekunden.)

Die großen Bildschirme sind beim Corolla-Facelift ab sofort schon in der Serienausstattung mit dabei.

Toyota Corolla Hybrid bremst selbständig bergab

Und auch bei der Software haben die Japaner Hand angelegt. Um das Laden und die Abgabe der Energie möglichst effektiv zu gestalten, lässt sich das System entweder von der Topografie leiten und rekuperiert zum Beispiel bei einem Gefälle automatisch. Noch raffinierter wird es bei Routen, die häufig genutzt werden. Hier betätigt sich der Bordcomputer als Daten-Sammler. Er merkt sich Punkte, an denen der Autofahrer langsamer wird und setzt hier ebenfalls gezielt die Motorbremse ein, um zu rekuperieren. Entdeckt das Navi in der Ferne einen Stau, hält es die höchste Batteriespannung, damit man später möglichst ohne den Motor emissionsfrei gleiten kann. Raffiniert.

Der neue Toyota Corolla als Touring Sports (links) und als Fünftürer. Die meisten Deutschen kaufen jedoch den Kombi.

Der Verbrenner macht Pause – bis zu 80 Prozent der Fahrzeit

Rein elektrisch schafft der Corolla allerdings keine weiten Strecken. Der E-Motor ist ja auch mehr ein internes Unterstützungskommando. Das Ziel: Der Verbrenner soll so wenig wie möglich laufen. Nämlich nicht beim Gleiten, Rollen, Bremsen, beim Anfahren, Ein- oder Ausparken. Im Idealfall summiert sich die verbrennerlose „Fahrzeit“ so auf bis zu 80 Prozent. Eine Grafik auf dem Display hinter dem Lenkrad zeigt das auf Wunsch an. Wir haben es bei den Testfahrten nur auf 38 Prozent gebracht. Das ist nicht verwunderlich. Bei sportlicher Fahrweise schaltet sich der Verbrenner häufiger ein. Das macht er – auch nach dem Facelift – immer noch relativ laut, aber lange nicht mehr so aufdringlich wie früher.

Spritschleudern der Autogeschichte: 43,5 Liter auf 100 Kilometer

Ein Chevrolet Camaro.
Mit dem Camaro reagierte Chevrolet Ende 1966 auf den beleibten Ford Mustang. Das Muscle Car aus Detroit erwies sich mit dem V8-Motor und 7 Litern Hubraum jedoch als sehr durstig: Bis zu 43,5 Liter auf 100 Kilometern waren keine Seltenheit. © Chevrolet
Ein roter Lamborghini Countach.
Im Heck des ersten Lamborghini Countach verrichtete ein V12-Motor mit 5 Litern Hubraum seinen Dienst. Mit bis zu 33,5 Litern auf 100 Kilometern war der Sportwagen jedoch alles andere als sparsam. Die Neuauflage dürfte dank Hybrid-Antrieb deutlich weniger verbrauchen. © Thomas Zimmermann/Imago
Rolls Royce Corniche Cabrio Baujahr 1984
Der Rolls-Royce Corniche ist mit rund drei Tonnen wahrlich kein Leichtgewicht. Kein Wunder also, dass sich auch der V8-Motor mit 7 Litern Hubraum als Schluckspecht erwies. Bis zu 29 Liter gönnte sich der edle Brite auf 100 Kilometer. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Dodge Charger.
Auch der Dodge Charger ist ein Klassiker der amerikanischen Automobil-Geschichte. Getreu dem Motto „Höher, schneller, weiter“ fällt auch sein Spritverbrauch üppig aus. Bei frühen Modellen waren bis zu 27 Liter auf 100 Kilometer möglich. © Panthermedia/Imago
Aston Martin Lagonda
Optisch kann man vom Aston Martin Lagonda halten, was man möchte. In Sachen Spritverbrauch zählt der Brite, mit bis zu 26,1 Liter auf 100 Kilometern, aber zu den durstigsten Autos, die jemals gebaut wurden.  © Tim Graham/Imago
Hummer H1
Der Hummer H1 wurde ursprünglich vom US-amerikanischen Militär-Herstellers AM General gebaut. Dieser verkaufte die Markenrechte schließlich an General Motors. So wuchtig wie der Geländewagen aussieht, war auch sein Verbrauch, der bei bis zu 24,5 Liter auf 100 Kilometer lag. Die Neuauflage des Klassikers ist im übrigen rein elektrisch unterwegs. © Sebastian Geisler/Imago
Bentley Arnage
Bis 2010 baute Bentley den 2,6 Tonnen schweren Arnage, auf dem auch die State Limousine der verstorbenen Königin Elisabeth II basierte. Mit dem größten Motor war ein Verbrauch von 24,2 Liter auf 100 Kilometer möglich.  © Sebastian Geisler/Imago
Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport L Edition Type 35
Der Bugatti Veyron war eines der ersten Autos mit Straßenzulassung, das mehr als 1000 PS unter der Haube hatte. Der Motor des „Super Sport“ leistete sogar 1.200 PS. Die Folge: ein Verbrauch von durchschnittlich 24,1 Litern auf 100 Kilometer. Innerorts sind sogar bis zu 37,2 Liter möglich. © Sebastian Geisler/Imago
Dodge Challenger RT
Neben dem Charger eroberte Dodge auch mit dem Challenger den US-Muscle-Car-Markt. Letztere zeigte sich mit einem Verbrauch von 23,5 Litern auf 100 Kilometer etwas „sparsamer“. © Andre Poling/Imago
Dodge Viper RT10
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Das gilt auch für Dodge, denn auch die Viper erweist sich als besonders durstig: bis zu 21,1 Liter auf 100 Kilometer waren möglich. Gebaut wurde der Sportwagen von 1992 bis 2017. © Eibner/Imago

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Das ist die gute Nachricht, die schlechte lautet: Toyota setzt immer noch auf einen Antrieb mit dem stufenlosen Automatikgetriebe CVT, das hohe Drehzahlen braucht, je mehr Leistung abgerufen wird. Aber wie gesagt, das hört und fühlt sich bei weitem nicht mehr so mühselig an. Auch mit dem kleinen Motor sind wir viel spritziger unterwegs als früher. Und dass die voll hybriden Toyotas beim Verbrauch sehr effizient unterwegs sind, das ist auch unbestritten. 5,8 und 6,2 Liter auf 100 Kilometer – das ist schon sehr ordentlich bei zwei Testfahrten, die ausschließlich über Land, Berg und Tal führten.

  • Toyota Corolla Touring Sports 1,8 Hybrid
  • Motor/Antrieb                                             1,8-Liter Vierzylinder-Benziner / Front / Automatik
  • System-Leistung / Drehmoment              103 kW (140 PS) / 142 Nm 
  • V max / 0 -100 km/h                                   180 km/h / 9,2 s
  • Länge / Breite / Höhe                                 4,65 / 1,79 / 1,44 m
  • Gepäckraum                                                596 – 1.606 l
  • Leergewicht / Zul.                                       1.485 – 1.555kg / 400 – 330 kg
  • Verbrauch / CO2                                         4,6 – 5,1 l / 100 – 106 g/km
  • Preis:                                                             ab 34.540 (Comfort)

Toyota Corolla Hybrid im Plus-Minus-Check

Deutlich nachgebessert haben die Toyotas auch im Digitalsektor. Der Bordcomputer hat mehr Rechenleistung, sowohl der digitale Tacho mit 12,3 Zoll (ca. 31 cm), als auch der Infotainment-Bildschirm mit 10,5 Zoll (ca. 27 cm) sind serienmäßig. Bei den Fahrassistenten lässt man sich ebenfalls nicht lumpen. Schon in der Basis sind Tempomat, automatisches Fernlicht sowie Frontkollisionswarnung und Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung inkludiert. Geärgert haben wir uns, dass Android Auto nach wie vor nur per Kabel funktioniert, Apple CarPlay immerhin schon über Bluetooth. Das Navi ist so unübersichtlich, dass man mit der ein oder anderen Ehrenrunde leicht den Sprit verpulvert, den man mühselig mit dem Hybridsystem eingespart hat. Und dann ist da natürlich der Preis, der uns grundsätzlich nicht erfreut. Der Kombi kostet ab 34.450 Euro – er hat zwar mehr Ausstattung in der Basis, das sind jedoch stattliche 5.000 Euro mehr als vor dem Facelift. Zum Vergleich: Der Opel Astra Sports Tourer mit dem 130-PS Benziner kommt auf nur 30.600 Euro. Rudolf Bögel

Rubriklistenbild: © Jeroen Peeters / Toyota

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